Erfahrungsbericht: Sandra Kill
„Empfehlenswerte Auslandserfahrung in einem tollen Land“
Freemover
Ich habe mein Auslandssemester als Freemover an der Xi’an Jiaotong - Liverpool University (XJTLU) in Suzhou, China, absolviert. Da meine Universität (Bayreuth) für meinen Studiengang Internationale Wirtschaft und Entwicklung keine Partneruniversität in China hat, entschied ich mich als Freemover nach China zu gehen. Dies bedeutete aber viel organisatorische Arbeit, da man sich eigenständig für einen Studienplatz bewerben muss und nicht, wie bei Global oder Erasmus, über die Uni bewirbt.
Ich habe mir daher Hilfe bei IEC, International Education for Global Minds, gesucht, eine offizielle Universitätsvertretung von Universitäten weltweit, die einen kostenlosen professionellen Informations- und Bewerbungsservice leistet. Die Mitarbeiter waren sehr hilfsbereit und gaben sich Mühe, all meine Fragen zu beantworten.
Bewerben konnte ich mich dann auch über IEC, das heißt ich habe meine Bewerbungsunterlagen an IEC weitergeleitet, die sich dann mit der Universität in Suzhou in Kontakt gesetzt hat. Nachdem ich die positive Rückmeldung bekommen hatte, wurde mir eine Korrespondentin in China zugeteilt, die dann alles weitere (Studienfächer, Unterkunft, Studiengebühren, usw.) mit der Universität abgeklärt hat.
Studienfächer
An der Xi’an Jiaotong - Liverpool University finden alle Vorlesungen und Tutorien in Englisch statt, sodass die Auswahl an Studienfächern, die man belegen kann, im Vergleich zu anderen Universitäten in China, sehr groß ist. Ich habe mich für drei Hauptfächer entschieden, die ich mir an der Uni Bayreuth für meinen Studiengang anrechnen lassen kann. (vorherige Absprache mit dem Studienmoderator und Anfertigung des Learningagreements notwendig). Ich belegte Accounting, Managing across Borders und Corporate Social Responsibility.
Unterrichtmethoden
An der Uni gibt es zahlreiche internationale Dozenten aus unterschiedlichsten Ländern und somit mit sehr vielseitigen Erfahrungen und Einstellungen, was vor allem für meinen Studiengang IWE von Interesse ist. Auch die chinesischen Dozenten selbst verfügen oft über internationale Erfahrungen, sei es aufgrund von Auslandsstudien oder Arbeit in internationalen Organisationen/Firmen. Die Teilnehmerzahl an den unterschiedlichen Veranstaltungen schwankt zwischen weniger als 10 und über 400 Studierenden.
Das Lernpensum ist deutlich höher als in Bayreuth, denn neben Vorlesungsfolien und wöchentlichen Tutorien, ist für jede Veranstaltung auch das Lernen eines Studienbuches obligatorisch, denn in den Klausuren werden Fragen behandelt, die sich ausschließlich auf das Buch und nicht auf die Vorlesung beziehen. Neben den Klausuren am Ende des Semesters gibt es zudem die sogenannten Midterms, Klausuren nach der ersten Hälfte des Semesters. Ich hatte drei Midterms. Allerdings hatten viele der anderen internationalen Studenten anstelle von Klausuren Courseworks abzugeben. Es hängt also von den ausgewählten Studienfächern ab. Neben den Hauptfächern habe ich auch einen Sprachkurs in Chinesisch belegt, den mir nach einem Einstufungstest zugeteilt wurde. Ich würde jedem raten, einen Sprachkurs zu belegen, da einige Grundkenntnisse in Chinesisch für das Meistern des Alltages recht hilfreich sind.
Unterkunft
Die Wohnungssuche lief unproblematisch ab, da die Universität jedem internationalen Studenten eine Unterkunft garantiert; drei Wohnhäuser stehen zur Auswahl. Über IEC konnte ich meine Präferenz angeben und bewarb mich für das Parfait International Apartment. Hier teilt man sich zu viert oder sechst eine Küche und ein Wohnzimmer, verfügt jedoch über ein eigenes Zimmer mit eigenem Bad. Dass dieses mit 7 Quadratmeter recht klein ist, stört nicht, da man sich meistens am Campus aufhält.
Campus
Die XJTLU ist eine sehr moderne, junge Universität. Die Räumlichkeiten sind gut und die Bibliothek verfügt über eine hohe technologische Ausstattung. Es gibt drei Kantinen und zahlreiche kleine Shops auf dem Campus, in denen man günstig essen kann. Die Lage ist zudem sehr gut, da die Uni etwas außerhalb des Stadtzentrums gelegen ist, und somit in eine etwas ruhigere Umgebung eingebettet ist. Nichtsdestotrotz findet man alles Nötige in unmittelbarer Nähe zum Campus oder Wohnheim. Die Wohnheime liegen zwischen 8 bis 20 Gehminuten vom Campus entfernt. Meins lag 20 Gehminuten entfernt, was allerdings nicht weiter schlimm war, denn viele internationale Studierenden haben sich entweder ein Fahrrad oder einen elektrischen Scooter gemietet/gekauft.
Sprache
Ein wichtiger Punkt, der zu erwähnen ist, ist die Sprachbarriere. Anders als erwartet, spricht fast niemand Englisch in China, nicht einmal in den größeren Städten wie Shanghai, Peking oder Guangzhou. Daher fällt die Kommunikation außerhalb des Campus recht schwer, und man muss sich auf einige Missverständnisse gefasst machen. Ich hatte trotz Grundkurs 4 auch meine Schwierigkeiten, allerdings gewöhnt man sich schnell an die Sprachbarriere und lernt sie mit Hilfe einiger Tricks, wie das Benutzen der Übersetzungsapps, schnell zu überwinden.
Leben in China
Das Leben in Suzhou ist recht unkompliziert. Das öffentliche Verkehrsnetz ist gut ausgebaut, Bus und Metro sind relativ günstig. Suzhou ist außerdem hervorragend mit den umliegenden Städten verbunden, unter anderem durch den High Speed Train, der nur 30 Minuten nach Shanghai braucht. Zudem ist Suzhou eine sehr saubere und vergleichsweise ruhige Stadt, die das Moderne perfekt mit alter Tradition verbindet. Weltweit ist Suzhou durch seine Kanäle und die herrlichen Parkanlagen bekannt. Und auch abends hatte ich keine Angst alleine durch die Straßen zu laufen. Im Allgemeinen ist China ein sehr sicheres Land, und man sollte auf jeden Fall während oder nach dem Semester noch ein wenig durch China reisen, um Land, Leute, Kultur und Sprache besser kennen zu lernen. Zudem sind die Lebenskosten und das Übernachten in Hostels, im Gegensatz zu den Studiengebühren, niedrig. Das Einzige was recht teuer ist, sind die Touristenattraktionen. Für jede Besichtigung muss Eintritt gezahlt werden, und auch wenn es meistens Studienrabatte gibt, zählen diese manchmal nur für chinesische, nicht aber für ausländische Studenten.