Erfahrungsbericht: Manuela Grabosch
„5 Monate in La Ma Land - it´s got mountains, it´s got rivers, it´s got sights to give you shivers“
Lima, die Chaotin.
Nach meinem 5- Monatigen Aufenthalt in Lima, kann ich sagen, dass mir die Stadt sehr ans Herz gewachsen ist. Allerdings muss ich auch zugeben, dass ich alle paar Wochen eine Pause von dieser Megacity gebraucht habe, da das alltägliche Leben dort schon sehr anstrengend ist. Dafür gibt es mehrere Gründe. Einer davon ist die Anzahl an Menschen, die dort leben. Rund 12 Millionen Einwohner zählt die Stadt. Menschen, mit verschiedensten kulturellen und ethnischen Hintergründen, da Peru nunmal ein multinationaler Staat ist mit Kulturen aus der Selva (Dschungel), der Sierra (Wüste) und den Anden. Das macht das Zusammenleben sehr bunt und interessant, teilweise bringt es aber auch starke Probleme zwischen den Peruaner*innen mit sich. Dabei muss man wissen, dass viele Peruaner*innen aus den Provinzen in die „pueblo jovenes“ von Lima ziehen, auf der Suche nach Jobs und einem besseren Leben in Lima. „Echte“ Limanesen hegen jedoch eine gewisse Art von Rassismus gegen diese Eindringlinge aus den Provinzen, was das Zusammenleben manchmal erschwert. Fast 60% aller Peruaner*innen leben in Lima und das Land ist stark zentralisiert. Nahezu alle guten Bildungseinrichtungen, kulturellen Angebote und Jobs befinden sich in Lima, was ein großer Teil des Grunds für die ständige Zuflucht von jungen Menschen aus den Provinzen ist. Die Stadt wächst also immer weiter und weiter.
Ein weiterer großer Minuspunkt an Lima ist der Verkehr. Trotz etlicher Bemühungen der Regierung und der Regulierung des Straßenverkehrs durch Verkehrspolizist*innen kommt es jeden Tag zwischen 6:30 – 9:00 Uhr morgens, sowie von 17 – 19.30 Uhr abends zum totalen Verkehrschaos. Viele Menschen in Lima fahren zu ihrem Job oft von einem Ende zum anderen der Stadt und daher kommt es, dass in der Rushhour tausende Autos /Busse/ Taxis versuchen die Hauptverkehrstraßen zu passieren. Auch die Unmengen an Taxis machen den Verkehr leider nicht besser. Hinzu kommt, dass Lima kein gutes Öffentliches Verkehrsnetz hat. Es gibt keine U-Bahnen oder S- Bahnen (bis auf eine Linie, die Süd- Nord verbindet), sondern nur Busse, die so genannten „corredores“. Außerdem gibt es eine Vielzahl von kleinen „Kombis“ und „Mikros“, die teilweise illegal sind. Man muss sich also bewusst sein, dass je nachdem wo man wohnt, man viel Zeit aufbringen muss um von A nach B zu kommen. Außerdem sind Fußgänger in Lima nicht gerade die ranghöchsten Verkehrsteilnehmer, daher muss man auch trotz grüner Fußgängerampel aufpassen, dass man nicht umgefahren wird.
Mit viel Verkehr geht natürlich auch starke Luftverschmutzung einher. Und diese ist in Lima schon wirklich extrem, vor allem während der Rush hour. Ein guter Grund um am Wochenende so oft wie möglich raus aus der Stadt zu kommen.
Auch das Klima in Lima ist nicht immer prima. Die Stadt wird von den Einheimischen auch liebevoll „la gris“ genannt, da sich vor allem im Winter ein dicker Wolkenteppich über Lima legt und die Sonne einfach mal für ein paar Monate komplett vom Erdboden verschwindet. Relativ warm bleibt es für uns Europäer jedoch trotzdem, (der gemeine Peruaner friert allerdings und läuft mit dicker Winterjacke herum), aber es herrscht eine hohe Luftfeuchtigkeit, die das Rausgehen manchmal unangenehm macht.
Auch in Sachen Sicherheit kann Lima nicht gerade glänzen. Man muss wirklich den ganzen Tag auf seine Wertsachen aufpassen, was sehr anstrengend ist und schon dazu führt, dass man am Ende des Tages vor Müdigkeit ins Bett fällt. Vor allem in Clubs werden gerne Handys und Geldbörsen geklaut, aber auch auf offener Straße oder im Bus. Am besten ist es, man besorgt sich eine Bauchtausche und verstaut dort das wichtigste. Sein Handy kann man in den meisten Stadtteilen zwar auf der Straße auf alle Fälle benutzen, allerdings wäre ich nachts überall vorsichtiger. Mir wurde mein Handy geklaut, als ich gegen 11 Uhr abends nach Hause laufen wollte. Ich stand gerade an einem Zebrastreifen und habe eine Nachricht geschrieben während ich darauf gewartet habe, dass ich die Straße überqueren kann. Just in dem Moment ist ein Motorrad vorbei gefahren und hat mir das Handy aus der Hand gerissen. Und das in dem als „sicher geltensten“ Stadtteil. Allerdings wohnen dort natürlich auch die reicheren Leute und daher macht es auch Sinn vor allem dort zu klauen.
Man kann zusammenfassend also sagen, dass Lima eine sehr raue Stadt ist. Selbiges gilt auch für viele ihrer Einwohner*innen. Limanesen sind nicht unbedingt die freundlichsten Menschen, was sicher auch an der Überbevölkerung der Stadt liegt. Was mich am meisten angestrengt hat, war die Langsamkeit mit der alles voran ging und die Demotivation vieler Angestellter in Sachen Kundenservice. Oft musste man lange Wartezeiten in Kauf nehmen, auch wenn man „nur mal kurz“ einen Kaffee holen will. Oh und Achtung: guter Kaffee ist sowieso selten. Auch werden viele Dinge unnötig verkompliziert und laufen weniger effizient ab, als wir es von zu Hause gewohnt sind. Hier gilt mit viel Humor an die Sachen ranzugehen und sich nicht aufzuregen.
Auf der anderen Seite hat Lima kulturell einiges zu bieten von Salsa Clubs über die wunderschöne koloniale Innenstadt bis hin zu spannenden Museen. Und nicht nur die Lage am Pazifik macht Lima attraktiv, sondern auch die Vielfältigkeit des Landes, die Nähe zu den Anden, zum Dschungel und Machu Picchu.
Überblick über die Stadtteile
Die Universidad San Ignacio de Loyola liegt am Stadtteil La Molina. Dies ist allerdings ein Stadtteil, in dem nicht viel los ist. Eigentlich ist La Molina hauptsächlich ein Wohngebiet für reichere Peruaner*innen und befindet sich weiter von der Küste entfernt. Weitaus beliebter sind die Stadtviertel Miraflores und San Isidro bei Austauschstudierenden. Diese gelten auch als die „sichersten“ Stadtteile, wobei man auch hier nachts auf seine Wertsachen aufpassen sollte. Mir wurde wie schon erwähnt in San Isidro nachts mein Handy aus der Hand geklaut.
Miraflores ist der Stadtteil, der direkt an der Steilküste des Pazifiks liegt. Er ist vor allem bekannt für die Menge an Touristen, die sich dort aufhält. Man hört dort mehr Englisch als Spanisch und eigentlich hat dieser Stadtteil mit Peru nur wenig zu tun. Gerade für die ersten Tage würde ich Miraflores allerdings empfehlen um einfach in der Stadt anzukommen. Dort gibt es nämlich viele Bars, Geschäfte und Cafés, allerdings ist dort auch alles doppelt so teuer wie im Rest von Lima. Von Vorteil ist natürlich die Lage an der Küste weil man so einen guten Zugang zum Meer und zum Surfen hat. Außerdem bietet Miraflores schöne Parkanlagen auch direkt an der Steilküste. Der Nachteil ist jedoch, dass Miraflores sehr teuer ist und man sehr schäbige Wohnungen für viel Geld bekommt. Besonders die APU Student Housing Häuser riechen innen sehr vermodert, die Ausstattung ist mäßig und meist kosten die Zimmer um die 300- 350 USD. Erschwerend hinzu kommt, dass man während der Rushhour 1,5 – 2 Stunden einplanen muss um nach La Molina zur Uni zu kommen. Natürlich stellt sich die Frage, wie viel Zeit man unter der Woche überhaupt hat um den Pazifik zu genießen. Ich hatte eigentlich jeden Tag Uni und mit Ab- und Anreise dorthin war der Tag eigentlich schon gut gefüllt und es war kaum noch mehr Zeit für Zeit am Strand oder Park.
Ich selbst habe in San Isidro gelebt, in dem sich auch die meisten Botschaften befinden. San Isidro gilt als der teuerste Stadtteil Limas und auch als der sicherste. Hier lebt der Präsident sowie andere angesehene Politiker. Das merkt man auch, da hier nachts fast an jeder Straßenecke die Stadtteilzugehörige „Serenazgo“ patroulliert. Eigentlich habe ich mich in San Isidro immer sehr sicher gefühlt. Von Vorteil ist die verkehrsgünstige Lage dieses Stadtteils, vor allem wenn man zwischen den zwei wichtigsten Verbindungsstraßen, der Avenida Arequipa und der Avenida Javier Prado lebt. Von San Isidro braucht man mit dem Bus ungefähr 10 Minuten ins Zentrum von Miraflores mit allen Bars und Clubs und ungefähr eine halbe Stunde nach La Molina zur Uni. Für mich war dies wirklich ein guter Deal, da ich so weder 2 Stunden jeden Tag im Bus verbringen, noch auf die Nähe zur Küste verzichten musste. Außerdem ist in San Isidro der wunderschöne Parque Olivar mit Olivenbäumen aus dem 19. Jahrhundert, sowie günstige Supermärkte.
Ein weiteres beliebtes Viertel ist das Künstlerviertel Barranco. Diese Stadtteil kann zwar nicht gerade mit guter Verkehrsanbindung zur USIL glänzen, dafür aber mit wunderschönen kleinen Cafés, Straßenkonzerten, Salsa Abenden und einer belebten, authentischen Plaza. Außerdem bietet Barranco Zugang zum schöneren Strandteil von Lima. Ein großer Pluspunkt an Barranco ist auch, dass sich dort die Burrito Bar befindet, wo es meiner Meinung nach die besten vegetarischen Tacos außerhalb Mexikos gibt ;).
Ansonsten gibt es noch andere Stadtteile wie San Borja, Surco, Jesus Maria, die auch hauptsächlich Wohnviertel sind. Etwas hipper sind im Moment außerdem Lince sowie Pueblo Libre. Dort findet man auch wesentlich günstigere Wohnungen als in Miraflores und San Isidro, allerdings würde ich dort nicht nachts alleine nach Hause laufen, wenn ich Wertsachen dabei habe. Das Problem ist einfach, dass man hier als Ausländer sehr schnell auffällt und dadurch eher zum Opfer von Überfällen wird.
Sicherheit
Eigentlich möchte ich zum Thema Sicherheit gar nicht so viele Worte verlieren, denn man kann einfach Glück haben oder Pech. Ich war die ersten zwei Monate total leichtsinnig und mir ist nichts passiert, bis zu dem Tag als mit mein Handy aus der Hand gerissen wurde. Auch das ist wohl Teil der Südamerika- Erfahrung, auch wenn sie nicht unbedingt schön ist.
Über die USIL
Bei der USIL handelt es sich um eine Privatuniversität, die vor allem wegen ihres Gastronomie - Studiengangs sehr angesehen ist. Außerdem sind die Business Studiengänge sehr beliebt. Da es eine Privatuni ist, sind die meisten Studierenden aus besseren Verhältnissen. Dies ist aber an fast allen Universitäten in Peru so. Trotzdem sprechen nur wenige gutes bis sehr gutes Englisch, was eigentlich perfekt ist um Spanisch zu lernen.
Prinzipiell kann ich das Auslandssemester an der Universidad San Ignacio de Loyola empfehlen, wenn man nicht allzu hohe Erwartungen an den akademische Grad der Uni hat. Bis vor einigen Jahren war die USIL nämlich keine richtige Uni sondern nur ein "Instituto" und das merkt man auch heute noch am akademischen Level. Zudem muss man auch bedenken, dass die meisten Peruaner*Innen gerade mal 16 oder 17 Jahre alt sind, wenn sie an die Uni gehen. Die Schwierigkeitsgrade der Kurse sind daher nicht sehr hoch. Für ein Auslandssemester ist dies aber natürlich perfekt, da es sowieso viel wichtigere Dinge gibt als hochanspruchsvolle Kurse zu haben.
Die meisten Kurse dort ähneln eher dem Unterricht im Gymnasium als Vorlesungen, dies hängt aber auch stark vom Kurs ab. Normalerweise sitzen zwischen 10 und 30 Studierende in einem Kurs. In den meisten Kursen gibt es viele kleine Tests und Quizzes während des Semesters, die alle in die Endnote mit einfließen. Teilweise gibt es auch mündliche Noten. Außerdem gibt es in der Mitte die „Examenes Parciales“ und am Ende die „Examenes finales“.
Wie in der Schule gibt es auch Anwesenheitspflicht in den Kursen. In Sprachkursen und Kursen auf Englisch darf man bis zu 20% fehlen, in Kursen auf Spanisch bis zu 30%. Überschreitet man die jeweilige Abwesenheitskulanz, kann man nicht am „Examen final“ teilnehmen.
Eine Besonderheit ist, dass die Kurse an der USIL zwischen 7 Uhr morgens und 23 Uhr abends stattfinden können, zudem gibt es einige Kurse, die an den Wochenenden stattfinden. Es macht daher Sinn zu schauen, dass man Kurse wählt, die zu humanen Uhrzeiten stattfinden. Es ist auch gut zu beachten, dass man Kurse vermeidet, zu denen man während der Rushhour fahren muss.
Vor Beginn des Semesters erhält man eine Liste der USIL mit den angebotenen Kursen. Dabei muss man einplanen, dass die wenigsten Kurse so stattfinden wie sie angegeben sind, da die Liste meist aus den vorherigen Semestern ist. Bei mir haben einige Kurse auf Englisch, die ich gewählt hatte, dann doch nicht stattgefunden. Es lohnt sich also verschiedene Kurse auszuwählen um dann Spielraum bei der Stundenplangestaltung zu haben. Für die Planung des Stundenplans muss man leider ein Treffen mit seinem Academic Advisor ausmachen, da nur dieser Zugriff auf den Kurskatalog und die Horarios der Kurse hat. Allerdings ist Giacomo und auch die anderen Mitarbeiter*innen des International Offices sehr hilfsbereit und geduldig. Die ersten zwei Wochen habt ihr außerdem Zeit eure Kurse zu ändern, müsst dazu aber immer wieder ins International Office.
Ich war mit meinen Kursen recht zufrieden. Ich hatte „Espanol Intermedio“, „Argumentation and Debate“ (englisch), „Fotografía exterior“ und „Psciología de la Sexualidad“ gewählt. Besonders gut hat mir der Spanisch Kurs gefallen,da wir nur 8 Teilnehmer*innen waren und somit sehr vom Unterricht profitiert haben. Auch der Kurs Psicología de Sexualidad ist empfehlenswert, da der Dozent eine eigene Praxis für Sexualtherapie hat und daher ein sehr großes Praxiswissen mitbringt. Neben diesen Kursen habe ich noch Capoeira gewählt, das dreimal in der Woche stattfand und Salsa, welches einmal in der Woche stattfand. Von beiden Sportkursen war ich wirklich begeistert und gerade durch den Salsa Kurs war es mir möglich Freundschaften zu Peruaner*innen zu schließen.
Die Ambassadors
Die USIL kann vor allem durch die Betreuung der Internationals durch das International Office sowie durch den "Ambassador Club" (eine Gruppe von Studierenden, die sich um Internationale kümmern) glänzen, beide ist einfach hervorragend. Jede*r Student*In hat einen eigenen Ambassador, der sich um einen kümmert und beim Eingewöhnen hilft. Das Konzept ist wirklich gut und man hat auch direkt Kontakt zu peruanischen Studierenden. Dabei muss man aber auch im Blick lassen, dass es sich hierbei um eine selektierte Gruppe Peruaner*innen handelt, die sehr privilegiert ist und daher auch sehr gut Englisch spricht. Trotzdem ist es sehr hilfreich und ich habe hier einige peruanische Freund*innen getroffen. Unten könnt ihr ein Bild von mir und meiner Ambassador Vivian sehen :) Generell organisieren die Ambassadors auch einige Events vor allem zu Beginn des Semesters. Meine Ambassador hat mich sogar einmal zu einem selbstgemachten peruanischen Mittagessen mit Ceviche und Causa Rellena eingeladen. Unglaublich lecker!
Lebenshaltungskosten
Ich bin mit der Erwartung nach Peru gekommen, dass dort alles wesentlich günstiger ist als in Deutschland. Sehr schnell habe ich festgestellt, dass dem nicht so ist. Gerade die Mietpreise in San Isidro und Miraflores sind sehr vergleichbar mit den deutsche Mietpreisen von WG- Zimmern. Auch importierte Waren wie Schokolade sind quasi Luxusgüter. Eine Tafel Ritter Sport kostet 14 Soles, was ungefähr 4 € entspricht. Ebenfalls teuer sind Kosmetikprodukte wie Zahnpasta, Shampoo und Körpercremes. Hier ist es empfehlenswert sich ausreichend mit Sachen aus Deutschland einzudecken.
Günstig sind dagegen Früchte und Gemüse, vor allem wenn man es auf dem Markt kauft. Am günstigsten ist es jedoch fast immer nicht selbst zu kochen und stattdessen in eines der vielen kleinen, lokalen Restaurants zu gehen. Dort gibt es Mittagstische für zwischen 8- und 10 Soles, was ungefähr 2,50 – 3 € entspricht. Diese Restaurants bieten lokale Küche an und die Menüs beinhalten meist eine Vorspeise, einen Hauptgang (meist Reis mit Hühnchen) und ein Getränk. Besonders beliebt ist in diesen Restaurants das sehr traditionelle Gericht „Lomo Saltado“, was letzen Endes nichts anderes ist als Fleisch mit Reis, Tomaten, Zwiebeln und Pommes. Empfehlen kann ich auch als Vorspeise „causa rellena“, das ist wirklich sehr lecker! An den Straßen erhält man auch leckere Snacks wie Süßkartoffelchips oder Popcorn für einen Sol. Sehr günstig sind zudem Taxifahrten und öffentliche Transportmittel. Bei Taxis ist handeln erlaubt!
Wenn es ernst wird: Orgakram
Wohnungssuche
Prinzipiell würde ich nichts buchen, was ich mir vorher nicht angeschaut habe. Und da es in Lima Unmengen an Wohnungen gibt, ist es eigentlich gar kein Problem vor Ort etwas zu finden, sobald man sich entschieden hat, wo man wohnen möchte. Dazu gibt es auch ein Dokument von der USIL, wo mehrere Wohnmöglichkeiten aufgelistet sind. Auf der anderen Seite gibt es Facebook Gruppen wie „Intercambio Lima“ oder „Looking for Roommates Lima“ in denen Angebote gepostet werden. Viele Peruaner*innen wohnen leider sehr lange zu Hause, daher ist es oft schwer WGs mit Einheimischen zu finden. Falls ihr euch näheren Kontakt wünscht, kann ich euch „Homestay“ empfehlen wo ihr dann bei einer peruanischen Familie wohnt.
Auslandskrankenversicherung
Ich persönlich hatte nicht nur eine Auslandskrankenversicherung sondern zusätzliche die Notfallversicherung Komfort der HanseMerkur da dann auch das Reisegepäck gegen Diebstähle versichert ist, sowie Hilfe inbegriffen ist, falls die Kreditkarte doch mal abhanden kommt und man eine neue braucht. Da die Wahrscheinlichkeit dafür hoch ist, würde ich euch dies auf alle Fälle empfehlen.
Geldangelegenheiten & Finanzierung
Über das International Office gibt es die Möglichkeit sich für das PROMOS- Stipendium zu bewerben und außerdem kann man sich auch, falls man für ein Jahr bleiben möchte, für ein Stipendium des DAADs bewerben. Wie schon erwähnt ist es sinnvoll zwei Kreditkarten mit dabeizuhaben. Hierfür bietet sich die DKB an mit deren Kreditkarte man man bei der Banco de la Nación kostenlos Geld abheben kann, oder auch eine Maestro Karte von der Deutschen Bank. Mit dieser kann man an allen Scotiabank Automaten gebührenfrei Geld abheben.
Visum
Zwar sagt einem die USIL, dass man kein Studierendenvisum benötigt, da man in Ausnahmefällen eine Aufenthaltsdauer bis zu 183 Tagen zugeteilt bekommen kann, allerdings würde ich mich nicht darauf verlassen. Die offizielle Aufenthaltsgenehmigung, die man bekommt sind 90 Tage. Ich hatte schon beim Check- In bei Lufthansa in Frankfurt Probleme, da ich kein Visum hatte und mein Flug aber erst nach mehr als 90 Tagen Aufenthaltsdauer zurück nach Deutschland ging. So musste ich am Frankfurter Flughafen erstmal unter großer Hektik noch einen Flug nach Bolivien buchen, der auch noch total überteuert war. Einigen anderen Deutschen ist dasselbe passiert, vor allem bei Lufthansa und Iberia. Auch obwohl ich dann beim Grenzbeamten in Peru nachgefragt habe und erklärt habe, dass ich studieren werde, wurden mir nur 60 Tage Aufenthaltsgenehmigung gegeben. Bei der Wiedereinreise von Bolivien nach Peru hatte ich dann erneut Probleme, ebenso auf der Polizeistation, alles weil ich kein offizielles Studierendenvisum hatte, aber eben studiert habe. Meiner Meinung nach spart man sich also viel Ärger und Geld, wenn man sich einfach noch in Deutschland um ein Visum kümmert.
Telefonkarte
In Peru gibt im Großen und Ganzen 4 Handyanbieter. Ich hatte einen kleineren Anbieter „Virgin Mobile“. Dort hatte ich ein Basic Paket für 30 Soles im Monat mit Unlimited Whatsapp und Messenger, was auf alle Fälle hilfreich ist. Für das Abschließen eines Handyvertrags braucht ihr normalerweise eine peruanische ID Karte. Am Besten fragt ihr also eure/n Ambassador, ob er euch helfen kann eine Karte zu besorgen.
Fortbewegung in Lima
Es gibt in Lima keinen offiziellen Busfahrplan, allerdings gibt es eine App, die „tu ruta“ heißt, die einem dabei hilft von A nach B zu finden. Am Anfang fand ich das Bussystem ganz schön verwirrend, nach ein paar Wochen ist es aber super easy und man kommt immer irgendwie zum Ziel.
Die offiziellen „corredores“ von Lima (das sind die großen Busse, die entweder grau/rot oder blau/rot sind) fahren die großen Avenidas entlang. Diese corredores haben Nummern (entlang der Avenida Javier Prado fährt beispielsweise Nummer 209 und 201 nach La Molina, nach Miraflores die Avenida Arequipa entlang fährt die 301, 302 und 303) und außerdem gibt es Bushaltestellen die sogenannten „Paraderos“, die ihr immer mal wieder an der Straße seht. Dort stehen oft auch Ordner in gelben Jacken, die euch helfen können.
Zudem gibt es Unmengen an „Mikros“ und „Kombis“, die ganz verschiedene Strecken abfahren. Auf der Seite der Mikros stehen normalerweise immer die Straßennamen, die sie entlang fahren oder auch die Zielorte. Außerdem gibt es dort „Schreier“, die aussteigen, wenn der Bus hält und dann laut zum Besten geben wohin der Bus fährt und euch mit „sube sube sube“ zum Einsteigen bewegen wollen. Allerdings würde ich vor allem am Anfang immer noch einmal nachfragen, ob der Bus auch wirklich zum Zielort fährt. Wenn der Schreier beispielsweise schreit „Todo Javier Prado, Avenida La Molina“ heißt das für euch, dass ihr richtig seid und an der Avenida La Molina aussteigen müsst um zur USIL zukommen. Das könnt ihr ihm entweder beim Einsteigen sagen, oder aber ihr ruft „Baja“ wenn er während der Fahrt sagt, dass „el proximo paradero Avenida La Molina“ ist. Falls ihr während der Fahrt überhaupt etwas verstehen könnt, denn normalerweise gibt es in den Mikros immer übertrieben laute Salsa oder Bachata Musik. Falls ihr dann aber doch anhaltet, werdet ihr unter einem lauten „baja, baja, baja“ des Schreiers aussteigen können.
Die Fahrten mit Mikros aber auch Corredores sind immer ein Erlebnis und vor Körperkontakt darf man sich auf alle Fälle nicht scheuen. Vor allem während der Rushhour sind die Busse bis auf den letzten Zipfel vollgestopft und man muss froh sein, wenn man einigermaßen atmen kann und eine Stange zum festhalten findet. Und das ist wichtig: Haltet euch immer gut fest, denn die Busfahrer kennen keine Geschwindigkeitslimits und so kommt es gerne auch mal zu abruptem Bremsen, wo durch dann die gesamte Menschenmenge dann nach vorne fliegt und sich lautstark beschwert.
Ist Spanisch ein Muss?
Das kommt drauf an, was ihr vor habt ;) Wenn ihr vor allem Kontakt mit Peruaner*innen sucht, ist es auf jedem Fall hilfreich schon ein fortgeschrittenes Spanisch zu sprechen, da die meisten nur sehr schlechtes Englisch beherrschen. Wenn ihr euch aber, wie die meisten Austauschstudierenden, sowieso nur in Kreisen mit Internationals aufhaltet, kommt ihr auch mit Englisch gut zurecht.
Reisen in Peru
Reisen in Peru ist sehr lohnenswert und günstig. Mit dem Bus kann man auch gut weitere Strecken zurücklegen, da die meisten der Busse mit „full cama“ ausgestattet sind, also man quasi ein halbes Bett zur Verfügung hat. Besonders beliebt ist hier der Anbieter „Cruz del Sur“, der meist auch Wifi und In- Seat- Entertainment an Bord bietet.
Wem 20- stündige Busfahrten zu doof sind, hat immernoch die Option relativ günstig zu fliegen. Aufpassen muss man dabei mit der sogenannten „Gringo- Tax“, die bei Fluggesellschaften wie Avianka immer noch oben drauf kommt, wenn man nach Cusco oder Arequipa fliegt. Oft werden einem im Internet die Preise für Einheimische angezeigt und man muss am Flughafen dann teilweise 178USD Strafe zahlen, falls man den Tarif für Peruaner*innen gebucht hat. Empfehlenswerter ist hier „Peruvian Airlines“, denn die haben solch eine Steuer nicht. Die Maschinen sind zwar etwas in die Jahre gekommen, allerdings gilt Peruvian mittlerweile als eine der sichersten peruanischen Airlines. Ich bin oft mit ihnen geflogen und hatte lediglich einmal Probleme wegen einer Verspätung. Prinzipiell kann man Flüge von Lima nach Cusco für ungefähr 60 USD finden.
Letzten Endes will man egal auf welchem Wege so oft wie möglich dem grauen Lima entfliehen um sich von dieser Chaos-Queen zu erholen. Und deshalb ist es perfekt ein Auslandssemester in Peru zu machen, denn Peru bietet so viele wunderschöne Orte, die man bereisen kann und so viel Kultur, die es zu entdecken gibt. Nicht zuletzt Machu Picchu, aber wie ihr auf den Bildern erkennen könnt, gibt es auch noch andere schöne Orte wie die Laguna 69, den Dschungel in Iquitos oder Puerto Maldonado, Arequipa, Cusco, Mancora und und und... Langweilig wird einem in Peru jedenfalls nicht
Mein Eindruck von Lima und Peru
Ich persönlich hatte eine wundervolle Zeit in Lima und konnte sehr von meine Aufenthalt dort profitieren. Zwar hat mich die Hektik Limas, der limenische Verkehr und die Langsamkeit mancher Kellner*innen, den ein oder anderen Nerv gekostet, aber die Ruhe an der Steilküste des Pazifiks und das Rauschen des Meeres hat das alles wieder entschädigt. Auch die vielen, wundervollen Kurztrips die ich in Perus wunderschöner Natur mit tollen Menschen verbringen konnte, haben mein Auslandssemester unglaublich bereichert. Ich habe viel über die Inka gelernt, gespannt gelauscht, wenn ich Menschen Quechua habe sprechen hören, furchtlos Dinge gegessen, die ich nicht kannte und freudig gequiekt, wenn ich ein Lama oder Alpaka gesehen habe.
Mein Handy ist außerdem genauso abhanden gekommen wie mein Herz. Die vielen Lamas, Alpakas und Kleinkinder mit ihren großen dunklen Augen, lassen nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Man kann gar nicht anders als Peru zu lieben, trotz der Rauheit der Hauptstadt Lima.
Die Lebensfreude der Lateinamerikaner*innen, ihre Begeisterung fürs Tanzen und Musik, sowie die Tatsache, dass einfach überall spanische Musik läuft, egal ob im Restaurant oder im Bus, werde ich sehr vermissen. Lima hat mich gelehrt die Alltagsgeschwindikeit etwas herunterzufahren trotz der existierenden Großstadthektik. Wenn man nunmal im Stau steht, steht man halt im Stau und kann gar nicht anders als das zu akzeptieren und abzuwarten bis es weiter geht. Letzen Endes ist man trotzdem meist noch vor den Peruaner*innnen am vereinbarten Treffpunkt, denn die haben nie geplant pünktlich zu kommen. (Achtung, Stereotyp!)
Nicht zuletzt hat die Herzlichkeit der Peruaner*innen es geschafft sogar mich als distanzierte Deutsche aus meiner Reserve zu locken und mich dem lateinamerikanischen Lebensgefühl, dem Reggaeton und dem Salsa voll hinzugeben. Mit viel Geduld und Humor ist es mir gut gelungen mich in Lima unglaublich wohlzufühlen und ich finde es schade, dass meine Zeit hier nun schon vorbei ist. Ein Semester war leider viel zu kurz und daher würde ich euch raten auf alle Fälle zwei Semester in Betracht zu ziehen, da ihr nur so richtig in die Kultur eintauchen und euer Spanisch verbessern könnt.