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Erfahrungsbericht: Lena Bergmann

Lena Bergmann
„Zurücklehnen und die Kalifornischen Vibes aufsaugen!“

Für das erste meiner beiden Pflicht-Auslandssemester galt für mich als oberste Priorität: Authentizität! Ich wollte in Kalifornien leben und am ganz normalen Alltag von Amerikanern in meinem Alter teilhaben. Daher fiel die Wahl schnell auf die Cal State San Marcos: Eine kleinere Uni, mit weniger internationalen Studierenden als die SDSU und der Möglichkeit, voll ins amerikanische Leben einzutauchen.

Finanzierung

Wer nach Kalifornien will, muss über kurz oder lang tief in die Tasche greifen und sich am besten von Anfang an mit dem Gedanke anfreunden, dass es nicht die günstigste Möglichkeit für ein Auslandssemester darstellt. Dass man ohne ein Mindestbudget von 1200€ im Monat jedoch seinen Aufenthalt nicht genießen kann, stimmt nicht! Wie man sich einen Großteil des Geldes, wie Studiengebühren, Krankenversicherung und Flug Unterstützung in Form eines Stipendiums zusichert, habe ich in einem anderen Beitrag näher erklärt.

Für die Finanzierung des Lebens vor Ort gilt meiner Meinung nach: Wer Zeit investiert, um sich zu organisieren, wird genauso gut klarkommen wie in Deutschland. Manche Lebensmittel, wie beispielsweise Obst, Gemüse, Reis, Haferflocken oder Haushaltsbedarf bekommt man sehr günstig in den 99ct Stores, welche es in ganz Kalifornien gibt. Es lohnt sich immer, Preise zu vergleichen und nicht alles blind bei Walmart einzukaufen. An der CSUSM gibt es außerdem keine richtige Kantine. Es gibt mehrere Coffeeshops und Fast-Food-Ketten die Asiatisch, Mexikanisch, Burger und Sandwiches anbieten. Auf Dauer ist das aber nicht nur ungesund, sondern geht auch ins Geld. Selber kochen ist daher eine tolle Alternative.

Studium

Das Studium fühlt sich eher so an, wie ich mir die Highschool in den USA vorstelle: Kleine Kurse, Anwesenheitspflicht, Hausaufgaben, Tests und mündliche Beteiligung. Ich habe mich aber schnell an das stetige bisschen-etwas-tun gewöhnt und auch nur das Nötigste gemacht. Amerikanische Profs halten sehr viel von Europäern und sehen uns als von Haus aus fähiger. Man darf nicht vergessen, dass die Amerikaner einen Haufen Geld für ihren Abschluss zahlen und die Profs deshalb etwas nachsichtiger sind. Da wir Deutsche das nicht gewohnt sind, kommt unsere Arbeitsweise generell gut an. Ich habe mir zwei leichtere und zwei etwas höhere Seminare ausgesucht, was eine gute Kombination war. Die Prüfungen sind absolut machbar und von den vielen Hausaufgaben sollte man sich nicht täuschen lassen, sondern sich gut überlegen, was davon wirklich relevant ist, dann ist es nicht mehr Arbeit als zu Hause. Außerdem hatte ich das Glück, immer die einzige internationale Studierende in meinen Kursen zu sein. Dadurch habe ich sehr schnell Kontakt zu Amerikanern aufgebaut und mich in das Uni-Leben integriert gefühlt. Die CSUSM ist mit ihren 14.000 Studenten sehr klein und bereits nach ein paar Wochen kannte ich so viele Leute auf dem Campus, dass ich mich sehr wohl gefühlt habe! Außerdem gibt es tolle Clubs und Aktivitäten: Ein super gratis Fitnessstudio, Basketball, Lacrosse und vieles mehr. Ich habe auch an einem Ausflug in den Joshua Tree Nationalpark teilgenommen, der über das Sportzentrum organisiert wurde. Wir hatten drei Tage lang super Equipment, hochwertiges und leckeres Essen und tolle Aktivitäten, wie Nachtwanderungen, Lagerfeuer, oder an 30 Meter hohen Felswänden klettern.

Joshua Tree Nationalpark

Wohnen

Wer an der CSUSM studiert, hat grundsätzlich drei Möglichkeiten: In der Nähe des Campus gibt es verschiedene Studentenwohnheime und Apartmentkomplexe, die aber alle samt sehr teuer sind (ca. 1000$ im Monat!). Außerdem kann man bei einer Familie wohnen, oder aber man sucht sich eine Unterkunft off-Campus, wie ich es getan habe. Über Craigslist fand ich zusammen mit einem Kumpel ein Ferienhaus in Oceanside. Kurzerhand holten wir vier weitere Studenten mit ins Boot und erfüllten uns den Traum vom Haus mit Pool in Strandnähe. Da wir zu sechst im Haus wohnten und einfach noch eine Matratze dazugekauft haben, zahlte ich unschlagbare 470$ im Monat. Außerdem mussten wir dadurch, dass es eine Ferienwohnung war keine Nachmieter suchen, was bei den meisten Apartments oft der Fall ist, da diese immer für ein Jahr gemietet werden müssen. Auch, wenn ich somit 20 Minuten Autofahrt von der Uni weggewohnt habe, würde ich es jederzeit wieder so machen. Oceanside ist alles, was ich mir von Kalifornien gewünscht hatte: ein lässiges kleines Städtchen, mit authentischen Bars, einem langen Strand mit Pier und Palmen und wunderschönen Sonnenuntergängen. Die Leute laufen alle barfuß und sind den ganzen Tag draußen, ob beim Surfen, Skaten, Slacklinen oder Entspannen. Donnerstags trifft man sich auf dem Sunset-Market, bei Live-Musik und fettigem Essen.

Oceanside City

Von Oceanside aus besteht außerdem die Möglichkeit mit dem Zug, dem Sprinter, zur Uni zu fahren. Ein Monatsticket kostet nur 40$, während Autofahrer ihre Automiete, Sprit und die übertrieben teuren Parkgebühren der Uni zahlen müssen. Die 40-minütige Zugfahrt habe ich außerdem nutzen können, um zu frühstücken und meine Hausaufgaben zu machen, während die Autofahrer meist im Stau rumstanden. Bezüglich der Wohnungssuche kann ich jedem raten, etwas früher zu kommen und mutig genug zu sein sich vor Ort etwas zu suchen. In Amerika ist alles sehr zerstreut und nur mit Uber oder eigenem Auto zu erreichen. Daher werden die Leute, mit denen man wohnt, auch diejenigen sein, mit denen man die meiste Zeit verbringt. Am besten ist es daher, in der O-Woche Kontakte zu knüpfen und sich dann etwas zu suchen.

Leben & Reisen

Im Endeffekt habe ich nicht nur Zeit mit den internationalen Studierenden verbracht, sondern auch viel mit Amerikanern unternommen. Da diese sehr neugierig auf Europäer sind, erfolgt der erste Kontakt meist von amerikanischer Seite und die Nummern sind schnell ausgetauscht. Dann gilt es, einfach spontan zu sein und mitzukommen oder sich zu trauen selbst etwas vorzuschlagen. Eines meiner coolsten Wochenenden war, als ich statt auf einen tollen Ausflug zum Lake Tahoe quer durch Kalifornien mit anderen Deutschen, mit amerikanischen Freunden in den Palomar Mountains hinter der Uni Campen war. Ein komplettes Wochenende nur mit Amis am Lagerfeuer zu verbringen und echte Freundschaften zu schließen war das, was ich mir von meinem Auslandssemester erhofft hatte. Daher kann ich auch nur jedem empfehlen, sich keinen Druck zu machen alle Sehenswürdigkeiten abzuklappern. Ich war oft einfach in Oceanside, hab mit Amis abgehangen und getan was die immer so machen: Skaten, Essen gehen, am Strand abhängen, Lagerfeuer, Second-Hand-Läden und Plattenshops erkunden und Musik hören.

Sonnenuntergänge in Oceanside

Nichtsdestotrotz habe ich zwei größere Ausflüge gemacht. Einen nach San Francisco und einen großen Roadtrip: Von San Diego aus in den Death-Valley-Nationalpark, nach Las Vegas, in den Zion-Nationalpark in Utah, eine Führung durch den Antelope Canyon, Horseshoe Bend und ein Sonnenaufgang am Grand Canyon. Im Endeffekt muss man von Oceanside aus nicht viel reisen. Die schönsten Strände findet man, wenn man die Küste entlangfährt: Victoria Beach, Thousand-Steps-Beach und Laguna Beach auf dem Weg Richtung Norden waren meine persönlichen Traumstrände. Was ich zu guter Letzt noch jedem empfehlen kann, ist sportliche Ereignisse und Großevents mitzunehmen: Sei es Football, Baseball, Basketball oder ein Konzert, über die App Game-Time sieht man alle Großevents in San Diego und LA und kann bis kurz vor Beginn noch günstigere Karten kaufen. Der amerikanische Spirit dieser Veranstaltungen, war für mich jedes Mal ein authentisches Erlebnis und hat meine Zeit in Kalifornien somit abgerundet.