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Erfahrungsbericht: Heiko Müller

Heiko Müller
„California is always a good idea“

Erfahrungsbericht Auslandssemester: California State University Fullerton

(Spring Semester 2016 – Business Administration)

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Kalifornien: Sonne, Strand & Meer. Wer träumt nicht von einem Auslandssemester in den Vereinigten Staaten in Kalifornien? Ich war schon zu Beginn des Studiums von der Idee eines Auslandsaufenthalts überzeugt. Die Vorstellung, eine Zeit lang weit entfernt von dem gewohnten Umfeld zu leben und neue Erfahrungen zu sammeln sprach mir sehr zu. Die Vorteile liegen klar auf der Hand: Neben den zahlreichen Erfahrungen lernt man mit einem anderen Land eine andere Kultur und neue Leute kennen. Weiterhin ist es eine sehr gute Möglichkeit, über sein Studium zu reflektieren und dies aus einem anderen Blickpunkt zu betrachten. Obendrein erlernt man Anpassungsfähigkeit und man verbessert seine Sprachkenntnisse.

Auswahl von Semester, Land und Universität

Für ein Auslandssemester ist es entscheidend, sich frühzeitig zu informieren. Hierzu gab es an meiner Hochschule zahlreiche Veranstaltungen vom International Office bzw. lohnt es sich, einfach auf einen der an der Universität zuständigen Berater zuzugehen und über die Pläne zu sprechen (auch wenn diese noch sehr unausgereift sind). Die Mitarbeiter sind sehr freundlich, helfen einen bei allem weiter und geben auch gute Informationen, anhand deren man sich orientieren kann. Ich persönlich habe mein Auslandssemester auf das 6. Semester gelegt. Im Nachhinein eine sehr gute Entscheidung: Da das Semester in Fullerton bereits im Januar beginnt, war ich zur Prüfungszeit nicht in Coburg und konnte somit an keinen Prüfungen teilnehmen, was für mich nicht weiter schlimm war, da das 5. Semester (Praxissemester) keine Prüfungen vorsieht. Ansonsten empfehle ich das Auslandssemester so früh wie möglich einzuplanen, am besten im 3. oder 4. Semester. Die Prüfungen des ersten Studienabschnitts können leichter später noch nachgeholt werden, falls Bedarf dafür besteht. Bei meiner persönlichen Entscheidung war für mich das Land sehr wichtig und die Wahl zwischen Groß- und Kleinstadt. Anschließend habe ich mir eine Universität gesucht, die fachlich einigermaßen zu meinem Studium passt. Danach geht das Bewerbungsverfahren los. Bei mir wurde es neben dem International Office von IEC begleitet. Diese geben eine sehr gute Struktur und Ablaufplanung vor und haben mir bei allen Anliegen geholfen.

Vorbereitung für das Auslandssemester

Wichtig für die Vorbereitung ist, dass man rechtzeitig beginnt. Neben dem Visum (falls benötigt) sind es vor allem Sachen wie Flug, Unterkunft und Finanzplanung, die von Bedeutung sind. Es gibt zu allem zahlreiche Informationen beim International Office bzw. bei IEC. Seitens der CSUF wurden Infos per Mail versandt bzw. gab es auch ein Online-Vorbereitungsseminar, bei dem allgemeine Fragen beantwortet wurden. Vor allem die Suche nach einer Wohnung sollte man sich rechtzeitig kümmern. In Fullerton konkret gab es verschiedene Möglichkeiten und Angebote: eine private WG (in Facebook gibt es hierzu eine Gruppe: „CSUF Roommate needed database“ oder auch www.craigslist.com), Family Housing, das University House oder On-Campus living. Sollte man ohne Wohnung anreisen sollte man sich rechtzeitig über eine Unterkunft während der Wohnungssuche und Hotelpreise kundig machen, bzw. ist es gut, sich schon über die Unterkunftsmöglichkeiten informiert zu haben oder auch einige mögliche WGs in Aussicht zu haben. Entscheidet man sich für das Family-Housing ist eine rechtzeitige Bewerbung sehr sinnvoll, um bei einer Familie in der Nähe des Campus zu wohnen. Ich selbst habe einen Vertrag für das University House übernommen und wohnte zusammen mit drei anderen. Von der Lage her ist das University House sehr gut. Ein Supermarkt ist gleich nebenan und auch der Campus ist bequem in fünf Minuten zu Fuß zu erreichen. Von den Kosten geben sich alle Möglichkeiten nicht viel. Wer wirklich Geld sparen will, sollte sich eine private WG suchen. Das University House ist zumindest mit den wichtigsten Möbeln eingerichtet, sodass man nur noch wenig dazukaufen muss. Allerdings gibt es hier keine Kantine, wie bei dem On-Campus-Housing.

Anreise und Ankunft

Ich empfehle 1-2 Wochen vor Beginn anzureisen, um eine Wohnung zu suchen, mit der Umgebung vertraut zu werden und an den Kennenlernangeboten der Universität teilzunehmen. Nachdem ich in Fullerton angekommen und in mein Zimmer eingezogen bin habe ich die Wohnung eingerichtet. Dadurch, dass mein Mitbewohner schon länger dort wohnte, waren zahlreiche Sachen für die Küche usw. schon vorhanden. Lediglich das Bad und mein Zimmer musste ich ausstatten. Die öffentlichen Verkehrsmittel sind in Fullerton unbrauchbar. Es gibt zwar Supermärkte in Laufweite entfernt, aber der nächste Walmart, bei dem man Sachen für die Wohnung oder größere Einkäufe erledigen kann ist ein paar KM entfernt). Generell ist ein Auto empfehlenswert, vor allem, wenn man Ausflüge machen will. Wenn ihr allein anreist, sucht euch eine Gruppe, um ein Auto zu teilen. Ohne Auto sind Ausflüge (sogar zum 30 km entfernten Strand) schlichtweg fast unmöglich. Weiterhin habe ich ein Bankkonto eröffnet (kostenloses Studentenkonto), was Vieles bezüglich Zahlungen vereinfacht und vor allem Gebühren bei heimischen Banken erspart.

Kurswahl

Zu den Kursen. Noch vor Antritt des Auslandssemesters reicht man bei der CSUF ein „Course Interest Form“ ein. Dort trägt man seine Wunschkurse ein, die dann nach Möglichkeit zugewiesen werden. Hier gilt es, sich gründlich zu informieren. Ich habe vorher ein Learning Agreement abgeschlossen, dass ich die Kurse auch in Deutschland angerechnet bekomme. Bei der Kursauswahl sind die Pre- und Corequisites wichtig! Ihr solltet gut informiert über die Kurse in die ersten Wochen starten. Ich habe von meiner Wunschliste nur einen Kurs zugewiesen bekommen, das heißt für die ersten zwei Wochen Kurscrashing. Wie viele andere Studenten musste ich mir Kurse suchen, in denen noch Plätze sind und diese in den ersten zwei Wochen besuchen, dort mit dem jeweiligen Professor sprechen, die Zustimmung vom Department holen (hier werden nochmals Pre- und Corequisites gecheckt) und dann bekommt man die Kurse in der Regel zugebucht. Ich habe in den zwei Wochen sehr viele Kurse besucht, diese erstmal hinzugefügt und mich am Ende dann für vier Kurse (4 x 3 Points) entschieden. Zum vollständigen „Enrollment“ muss man Kurse mit insgesamt 12 Points belegen. Nach den zwei Wochen hatte ich dann alle Kurse bekommen, die ich wollte. Sobald man einen Kurs hat sollte man sich möglichst schnell um Unterrichtsmaterialien und Bücher kümmern. In Amerika sind die Bücher wahnsinnig teuer, wenn man sie neu kauft. Deshalb gibt es hierfür zahlreiche Gruppen und auch Websites, wo man gebrauchte Bücher kaufen kann. Das spart eine Menge Geld!

Die Kurse im Einzelnen

FIN 342: Capital & Money Markets

Der Kurs umfasst an sich alles, was den Geld- und Kapitalmarkt angeht. Prof. Mike Milligan ist ein ehemaliger Broker und hat sehr viel Wissen und Erfahrung auf dem Gebiet, was er sehr gut in den Kurs mit einbringt und die Vorlesungen sehr interessant macht. Der Aufwand ist relativ hoch, da im Unterricht nur die Grundlagen erarbeitet werden und der Fokus auf Erklärungen liegt. Details und die entsprechenden Kenntnisse müssen aus dem Buch erarbeitet werden. Insgesamt ist der Kurs sehr empfehlenswert, was sich im Wesentlichen aus einen motivierten Professor und interessanten Inhalten ergibt.

ECON 330: Comparative Economic Systems

In diesem Kurs werden, wie der Titel sagt, Wirtschaftssysteme und Länder miteinander verglichen. Der Professor selbst ist aus dem Nahen Osten und hat unter anderem auch seine eigenen Erfahrungen im Bereich „Less developed countries“ mitgebracht. Die Kursinhalte fand ich persönlich überaus interessant, wenn es auch Zwischendurch mal etwas trocken wurde. Auch diesen Kurs finde ich sehr empfehlenswert.

Accounting 422: Internal Audit & Control

Während die Kursbeschreibung sehr viel Wert auf Buchführungskenntnisse und Ähnliches legt, handelt der Kurs eher von theoretischem Wissen und Aufbau der Internal Audit Funktion in Betrieben. Fehlende Kenntnisse über GAAP-Standards sind damit kein Grund den Kurs nicht zu belegen. Der Kurs ist sehr umfassend und geht detailliert in die einzelnen Themenbereiche. An sich sind die Kursinhalte gut gegliedert und überdurchschnittlich ausführlich beschrieben und werden auch dementsprechend ausführlich im Unterricht behandelt.

Management 442: Managerial Leadership

Einer, wenn nicht der beste Kurs, den ich in meinem Studium belegt habe. Die Kursinhalte sind aktuell und interessant. Während des Semesters haben wir uns unter anderem mit zwei sehr interessanten Büchern über Führung befasst. Die Themenbereiche des Kurses sind nicht nur hilfreich für das Studium und das spätere Arbeitsleben, sondern auch für das Privatleben und die persönliche Entwicklung. Dass der Professor zu Beginn der zweiten Vorlesung alle Namen von uns kannte und uns persönlich ansprach, sagt schon sehr viel über Wertschätzung und Motivation aus, die er in den Kurs einbringt. Dieser Kurs ist unbedingt empfehlenswert!

Freizeit

Das Schöne am amerikanischen Studentenleben ist der College-Spirit und die vielen verschiedenen Vereine und Organisationen am Campus. Als „Titan“ kann man regelmäßig Sportevents besuchen und entwickelt ein gewisses Zugehörigkeitsgefühl. Die CSUF bietet ungefähr 330 Organisationen, in denen man sich einbringen kann. Vom Schachclub über Sportvereine bis zum Adventure Club ist für jeden Geschmack etwas dabei und es ist leicht Anschluss zu finden. Ich bin dem German-American-Cross-Cultur-Club, dem Adventure-Club, PBL (Americas Future Business Leaders) und dem Running-Club beigetreten. Die Clubs bieten zahlreiche Events und eröffnen somit die Möglichkeit andere Leute kennenzulernen. Was ich auf jeden Fall empfehlen kann, ist einem Club beizutreten, der sich nicht nur mit Freizeitbeschäftigung befasst, sondern sich auch studiumstechnischen Belangen widmet (z.B. Accounting-Association, …). Beim PBL hatten wir neben Freizeitveranstaltungen auch regelmäßig Workshops, die sich mit Bewerbungsgesprächen, Business-Aufgaben und vielen wichtigen Skills beschäftigen. Eine wichtige und bereichernde Erfahrung. Ansonsten gibt es natürlich sehr viel zu sehen und zu erkunden. In der näheren Umgebung sind zahlreiche schöne Strände, die Beverly Hills mit dem Hollywood-Sign und auch verschiedene Nationalparks. Wie oben schon erwähnt ist ein Auto hier unbedingt notwendig! Über Spring-Break habe ich mit drei anderen internationalen Studenten einen Trip nach San Francisco und in verschiedene Nationalparks gemacht. Bei mir wurde es gegen Ende des Semesters ein bisschen knapp, alle geplanten Reiseziele abzudecken. Fangt deswegen frühzeitig an. Wer in Kalifornien gerne Surfen möchte kann den Surfkurs der CSUF belegen. Für 1 zusätzlichen point (Kostenpunkt ca. $ 300) könnt ihr ein Semester lang wöchentlich am Surfunterricht teilnehmen. Eine sehr billige Variante um Surfen zu lernen.

Zum Schluss noch zwei Tipps:

  • Macht euer Auslandssemester wenn möglich alleine. Viele reisen in Grüppchen an, was zur Folge hat, dass man sich größtenteils in diesen Gruppen bewegt. Es ist damit wesentlich unwahrscheinlicher, dass man die eigene Komfortzone verlässt. Man hat mehr davon, wenn man für sich individuell den „richtigen“ Gruppen anschließt und somit wesentlich mehr neue Kontakte knüpft und Erfahrungen sammelt
  • Zieht nicht mit anderen Deutschen in eine WG. So verlockend es auch ist: Man hat die gleichen Interessen und spricht die gleiche Sprache. Genau hier ist aber der Punkt. Mit Deutschen in eine WG zu ziehen hat zur Folge, dass ihr auch im Alltag größtenteils Deutsch sprecht. Ich habe mit drei Amerikanern zusammengewohnt, was nicht nur kulturellen Input mit sich bringt, sondern auch meine Sprachkenntnisse wesentlich verbessert hat. Weiterhin werden neue Kontakte über deren Freundeskreise, etc. geknüpft.