Erfahrungsbericht: Ha-The-Duy Pham
„Südkorea ist und bleibt für mich eines der interessantesten Länder der Welt.“
Motivation
Schon vor Beginn meines Studiums in Marketing & International Business stand bei mir fest, dass ich mein Auslandssemester in Südkorea verbringen werde. Ich interessierte mich stets für koreanische Filme, Musik und Kultur. Deshalb kam eigentlich nur Südkorea für mich in Frage. Zudem wollte ich einen Blick über den „europäischen Tellerrand“ werfen und mich auf eine eigene Reise machen, fernab von Freunde und Familie.
Organisation
Zuerst stellte sich mir die Frage in welcher Stadt in Südkorea ich studieren wollte. Ich entschied mich letztendlich für Seoul, der Hauptstadt Südkoreas. Dort kann man nämlich zwischen etlichen Universitäten wählen und sich eine aussuchen die am besten zu einem passt. Zudem gibt es in Seoul zahlreiche Sehenswürdigkeiten, Ausgehmöglichkeiten und durch ihren Tourismus auch gut verbreitete Englischkenntnisse.
Für mich persönlich kam dazu noch die Herausforderung in einer 10 Millionen Menschen Stadt zu wohnen und zu leben, da ich mein ganzes Leben eher in mittelgroßen Städten wie Koblenz gewohnt habe. Leider gab es zum Zeitpunkt meiner Bewerbung nur eine Partnerhochschule für Seoul mit der Hochschule Koblenz. Deshalb schaute ich mich nach weiteren Hochschulen als Freemover um und landete auf der Seite von IEC Online. Dies ist eine Vermittlungsagentur zwischen Hochschulen die einem hilft, Organisatorisches weiterzuleiten und Kontakt mit der Gasthochschule aufzunehmen. Der Prozess war relativ einfach und selbsterklärend. Nach Versand meiner notwendigen Unterlagen an IEC, bekam ich ca. einen Monat später Bescheid, dass ich an der Konkuk University, sowie auch an deren eigenem Wohnheim, angenommen wurde. IEC Online sendete mir nach Abschluss meines Semesters dort auch den Nachweis meiner belegten Fächer mit den jeweiligen Noten per Post an mich.
Mit der Annahme der Gasthochschule buchte ich sofort mein Flugticket nach Südkorea. Außerdem schloss ich noch eine Auslandskrankenschutzversicherung und einen Unfallschutz bei dem ADAC ab. Für ein Auslandssemester in Südkorea ist zudem noch ein Studentenvisum (D-2) notwendig. Dieses bekommt man von der Botschaft der Republik Korea z.B. an der Außenstelle in Bonn. Die notwendigen Unterlagen muss man dort persönlich abgeben und man bekommt dann ca. eine Woche später den Reisepass mit dem notwendigen Visum per Post zurückgeschickt. Für Studenten ist das Visum kostenlos, nur die Kosten des Versandes muss man tragen.
Da ich als Freemover unterwegs war, musste ich das Auslandssemester selbst finanzieren. Neben dem Auslands BAföG habe ich durch meinen Nebenjob das meiste selbst erspart und für den Rest haben meine Eltern mich finanziell unterstützt. Kosten für das Auslandssemester von der Konkuk University errechnet waren ca. 7500-8500 USD. Die Angaben der Hochschule sind jedoch sehr grob gehalten. Das Wohnheim selbst hat nur um die 1500 USD gekostet und meine Studiengebühren 3400 USD. Jedoch sollte man für die persönlichen Ausgaben ein bisschen mehr kalkulieren, da dort die Lebensmittel teurer sind als in Deutschland. Zudem bleibt man auch nicht nur zu Hause, deshalb braucht man auch ein bisschen mehr um die Stadt und Kultur kennenzulernen. Vor der Abreise tauschte ich um die 150€ für 200.000 Won um, um dort problemlos vom Flughafen zur Universität zu kommen und um mich die ersten Tage zurecht zu finden.
Die Gasthochschule
Die Konkuk University ist einzigartig, da sie einen riesig großen See inmitten des Campus hat. Der Campus selbst ist so groß, dass es mit einem kleinen Dorf verglichen werden kann, was man aber von allen Universitäten in Seoul sagen kann. Jede Fachrichtung hat ein eigenes Gebäude, was mit der Größe der Hochschule Koblenz vergleichbar ist. Die Lage des Campus liegt zudem optimal an 2 Subway Linien und an zahlreichen Geschäften, Restaurants und Bars.
Zu dem Wohnheim ist zu sagen, dass es für deutsche Verhältnisse sehr schlicht gehalten ist. Es gibt dort ausschließlich Doppelzimmer, das heißt, man muss sich das Zimmer für ein Semester mit einem Fremden teilen. Eine Küche gibt es im Wohnheim leider nicht, somit bleibt die einzige „Kochmöglichkeit“ die Mikrowellen im Erdgeschoss jedes Wohnheims. Jedoch gibt es zahlreiche Restaurants und Supermärkte in der Umgebung, was dieses dann nicht allzu schlimm machte.
Zu Beginn des Semesters wurden wir sogenannten Buddys zugeteilt, die einen bei Fragen über die Kursregistrierung halfen und Veranstaltungen organisierten. Zu den Veranstaltungen gehörten unter anderem ein Besuch der DMZ (demilitarisierte Zone, also die Grenze zwischen Nord- und Südkorea), sowie ein Picknick mit koreanischen Spielen in einem nahegelegenen Park, natürlich alles umsonst für Austauschstudierende.
Die Universität bietet je nach Semester circa 60 englischsprachige Fächer an. Vor Beginn des Semesters sucht man sich 5 Fächer aus und - ganz wichtig! - eine Liste von alternativen Fächern, da beliebte Kurse in Korea schnell ausgebucht sind. Um neun Uhr morgens öffnet sich die Website der Kursregistrierung und jeder Student versucht sich in seinen Kurs anzumelden. Sollte man nicht in seinen Wunschkurs reinkommen, muss man nicht verzweifeln, denn man kann sich in der ersten Vorlesungsstunde persönlich beim Professor nochmal anmelden. Die Kurse, die ich belegt hatte, sind: International Marketing, Current World Economic Issues, Korean Language 2, International Trade Theory und The U.S. & European Economics.
Aufenthalt im Gastland
Seoul selbst ist wohl eine der aufregendsten Städte, in der man leben kann. Sie bietet unter anderem ein sehr weit ausgedehntes Subway und Bus System, womit man überall in der Stadt einfach rumkommen kann. Sie bietet außerdem neben den (fast) überall frei verfügbarem W-Lan auch jede Menge an kulturellen Sehenswürdigkeiten an, wie Paläste, Tempel oder Shoppingstraßen. In diesen gibt es zahlreiche Shops, Street Food/Performances, Restaurants und Cafés.
Bevor man aber überhaupt anfängt, dort zu leben, muss man innerhalb eines Monats nach Ankunft sich um eine „Alien Registration Card“ (ARC) kümmern. Diese Karte ist erforderlich für jeden, der sich länger als 3 Monate in Südkorea aufhalten will. Bei der Anmeldung helfen die Buddys den Studierenden. Die Karte selbst muss man dann jedoch selbst abholen, jedoch sprechen die Mitarbeiter dort gut Englisch, wodurch alles problemlos ablief.
Zu den Koreanern ist zu sagen, dass für sie das Trinken (Alkoholisches) etwas Alltägliches ist. Deshalb sind die Bars und Restaurants in Südkorea wochentags über genauso gut besucht wie am Wochenende. Anders als in Deutschland ist es dort egal, ob man am nächsten Morgen in die Universität oder zur Arbeit muss. Das Trinken dient den (meistens) zurückhaltenden Koreanern lockerer zu werden und außerdem um ein engeres Verhältnis zwischen Freunden und Arbeitskollegen aufzubauen.
Da Konfuzianismus in asiatischen Ländern weit verbreitet ist, müssen einige Dinge beachtet werden, die jedoch nicht so streng gesehen werden für Ausländer. So schenkt man sich beispielsweise nie selbst was zum Trinken ein, sondern lässt sich von anderen Personen was einschenken. Diese Gesten sind ein Ausdruck des Respekts für das Gegenüber und kommt bei den Koreanern gut an, besonders wenn man Ausländer ist.
Essen, Trinken und Feiern gehen kann man an jedem Tag, zu jeder Zeit dort. Karaoke singen gehört außerdem zum Alltag dort und zur Kultur Südkoreas. Karaoke Räume sind deshalb dort sehr beliebt und sind bei fast jedem dritten Haus vorhanden und wenn man sich darauf einlässt sind diese auch eine sehr lustige Abwechslung.
Was außerdem erwähnenswert ist, ist die Tatsache, dass Südkorea eines der sichersten Länder der Welt ist. Man könnte beispielsweise 10 Minuten auf die Toilette gehen und das Handy auf dem Tisch liegen lassen und es wäre nachher immer noch da. Anderswo wird einem das Handy manchmal sogar direkt vor den Augen gestohlen. Neben den regelmäßigen Polizeipatrouillen ist die Stadt Seoul verglichen mit Deutschland durch die Leuchtreklamen und Banner nachts fast genauso hell wie tagsüber, wodurch man sich zusätzlich sicherer fühlt.
Die Konkuk University bietet als Ausgleich zu den alltäglichen Vorlesungen diverse Clubs an. Sei es Badminton, Chinesisch, Hip-Hop oder sogar Ski Club. Ich selbst war in dem Health Club, Mountain Climbing Club und dem International Friendship Club angemeldet. Diese Clubs sind für alle Studierenden der Universität, also nicht nur für Austauschstudierende. Dadurch geben diese eine gute Möglichkeit, auch Koreaner kennenzulernen, da man nicht nur im Club zusammen ist, sondern auch privat dann unterwegs ist.
Fazit
Südkorea ist und bleibt für mich eines der interessantesten Länder der Welt. Dort, wo Modernes auf Traditionelles trifft, lässt es sich super leben. Je länger man sich dort aufhält, desto mehr Interessantes und Erstaunliches erlebt man. Wenn man sich auf die vorübergehende Wohnsituation einlässt, kann man nichts Schlechtes über Südkorea sagen. Das Auslandssemester hat mich nicht nur in meinem Studium weitergebracht, ich bin auch selbst persönlich dabei gewachsen. Man bekommt zahlreiche neue Freunde aus der ganzen Welt und erfährt dabei so viel von deren Kulturen. Ein Auslandssemester kann ich somit jedem nur empfehlen, insbesondere eins in Südkorea!