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Erfahrungsbericht: Stephan Ströbl

„Scheut nicht die Mühen und den Aufwand. Man wird dafür mit unglaublichen Erinnerungen an eine fantastische Zeit belohnt.“

Ich heiße Stephan Ströbl, bin derzeit 20 Jahre alt und habe meine ersten drei Semester des Bachelors Physik an der Ludwig-Maximillians Universität in München studiert. Das derzeitige vierte Semester studiere ich an der University of Auckland, New Zealand. In meiner Freizeit gehe ich gerne wandern, fahre Ski und Snowboard und gehe gerne segeln.

Im folgenden Bericht möchte ich euch zunächst kurz beschreiben, welche Schritte für die Vorbereitung des Semesters hier in Auckland nötig waren, wie es mir während des Semesters erging und warum ich jedem anderen Studenten empfehlen würde, auch ein Auslandssemester einzulegen.

ERSTE GEDANKEN

Was hat mich bewogen ein Auslandssemester einzulegen? Zunächst war in meinem Studiengang Physik von Anfang an klar, dass man von jedem Studenten erwartet, dass dieser in seinem Lebenslauf Auslandserfahrung vorweisen kann. Dies unterstütze ich auch voll und ganz, da man nur so wichtige Erfahrungen fürs Leben macht. Hinzu kommt natürlich, dass Englisch in der Physik eine sehr wichtige Komponente darstellt. Fließendes Englisch wird von nahezu jedem Physiker erwartet.

IDEALER ZEITPUNKT

Für mich persönlich stellte das 4. Semester im Bachelor den idealen Zeitpunkt dar, da es mir die Möglichkeit gab in der Mitte des Bachelors neue Energie und Motivation zu sammeln, was mir auch durchaus gelungen ist.

ENTSCHEIDUNG ZIELLAND UND UNIVERSITÄT

Warum das am weitesten entfernte Land von Deutschland, Neuseeland? Genau dieser Punkt stellt eigentlich schon den Hauptgrund dar. Es gibt dem ganzen Auslandsvorhaben noch den zusätzlichen Reiz, am Ende der Welt eine völlig unbekannte Kultur nicht nur oberflächlich kennenzulernen. Natürlich war davor jedoch Voraussetzung, dass es sich dabei um ein englischsprachiges Land handelt. Zusätzlich kam dann noch hinzu, dass es sich bei der University of Auckland um eine Uni unter den Top 100 der Welt handelt.

PLANUNG

Insgesamt habe ich das gesamte Vorhaben hauptsächlich alleine organisiert. Allerdings habe ich im Kontakt mit der Uni Hilfe vom IEC - International Education Centre bekommen, die mir sehr mit den Antragsformularen für die Uni geholfen haben. 

Aber zunächst mal der Reihe nach. Nachdem ich mit dem IEC Kontakt aufgenommen habe, habe ich alle Bewerbungsunterlagen nach Berlin geschickt, wo alle Dokumente dann vom IEC nochmals auf Vollständigkeit kontrolliert wurden und dann nach Neuseeland weitergeleitet wurden. Dies stellte für mich eine große Hilfe dar, da es eine gute Möglichkeit war, den Informationsaustausch mit Neuseeland möglichst einfach zu gestalten.

KURSWAHL

Nachdem ich dann von der Uni die Zusage erhalten habe, klärte ich mit dem Prüfungsamt meiner Heimatuni in München ab, welche der angebotenen Kurse mir angerechnet werden können. Daraufhin schrieb ich mich in folgende vier Kurse ein: Physics 350 - Quantum Mechanics and Atomic Physics; Maths 270 - Numerical Computation; Psychology 109 - Mind, Brain and Behaviour, sowie Maths 160 - Great Ideas of shaping the World. Auf die Inhalte und den Verlauf der Kurse gehe ich im Anschluss dann nochmals genauer ein. Die Einschreibung in diese Kurse folgte online und war völlig problemlos.

MIND MAP

Nachdem das erledigt war, buchte ich meine Flüge um danach mit allen nötigen Unterlagen das Visum zu beantragen. Was mir bei der gesamten Planung sehr geholfen hat, war das einfache Erstellen einer Mind Map, in der ich meine Planung aufgegliedert habe um zu sehen, was wann gemacht werden muss. (Zur Beantragung des Visums war z.B. die Bestätigung der Uni, die Buchung der Flüge, sowie einen Nachweis über genügend finanzielle Mittel zum Leben in Neuseeland nötig und war somit einer der letzten Schritte in der Planung.)

UNTERKUNFT

Nachdem alle offiziellen Sachen erledigt waren, musste ich mir Gedanken um eine Unterkunft machen. Da ich die Kultur und das Land möglichst gut kennen lernen wollte, wollte ich in einer Gastfamilie wohnen. Über die Internetseite aucklandhomestay.org war es kein Problem eine passende Familie zu finden. Ich schrieb Anfragen an mehrere Familien und bekam nach kurzer Zeit eine Vielzahl an Antworten von möglichen Homestays. Ich entschloss mich dann bei einer Familie einzuziehen, bei der noch zwei weitere Austauschstudenten lebten, einer aus Hong Kong sowie eine aus Russland.

Das Thema Wohnungssuche war damit allerdings noch nicht abgeschlossen. Nachdem ich bereits mehrere Wochen in Neuseeland wohnte und mit der Familie mehr als zufrieden war, teilten mir diese mit, dass sie leider das Land verlassen werden und ich mir eine neue Unterkunft suchen sollte. Natürlich fand ich es zunächst sehr schade und dachte mir, dass das nicht einfach werden wird unter dem Semester noch etwas anderes zu finden. Deshalb ging ich dann zum Accommodation Service der UoA. Diese waren sehr hilfsbereit und vermittelten mir einen Platz in der Huia Residence Hall - einem Studentenwohnheim mit ca. 300 Bewohnern. Hier verbrachte ich dann die restlichen zehn Wochen meiner Zeit in Auckland.

KURSE

Physics 350 - Quantum Mechanics and Atomic Physics: In diesem Titel ging es um grundlegende Theorien der Quantenmechanik und der Atomphysik. Der Schwierigkeitsgrad der Vorlesung war meiner Meinung nach genau richtig. 

Maths 270 - Numerical Computation: Das war klar mein Lieblingskurs. Ich lernte mit Hilfe von Matlab verschiedenste Iterationen zu programmieren und auszuführen. Insgesamt war der Kurs eher leicht, allerdings nicht zu leicht, so dass es sehr viel Spaß machte an den Übungsblätter zu arbeiten. 

Psychology 109 - Mind, Brain and Behaviour: Um ein neues Gebiet kennen zu lernen, belegte ich eine Erstsemester Psychologie Vorlesung. Dabei wurden verschiedene Themengebiete, von Verhaltensforschung, Gedächtnis bis hin zu Neuron Science behandelt und gab mir einen guten Überblick über ein mir zuvor völlig unbekanntes Gebiet. 

Maths 160 - Great Ideas of shaping the world: 
Als ich diesen Kurs belegte, dachte ich es könnte ein interessanter Erstsemesterkurs der Mathematik werden. Leider war dem absolut nicht so. Der Inhalt des Kurses erinnerte mich eher an frühe Schulmathematik und hatte meiner Meinung nach wenig mit einem Niveau an der Uni zu tun. Deshalb beschloss ich diesen Kurs nicht mehr zu besuchen und meine Zeit lieber sinnvoller für die anderen, wesentlich interessanteren Kurse zu verwenden.

ZUSAMMENFASSUNG

Als Tipp für jeden der vor hat in Auckland zu studieren. Auf dem Niveau des vierten Semesters Bachelor befinden sich die Stage 3 Kurse, Stage 2 Kurse sind leichter, machen allerdings auch noch sehr viel Spaß. Ich empfehle es nicht, einen Stage 1 Kurs aus dem eigenen Fach zu belegen, da hier das Niveau einfach zu niedrig ist. Anders sieht es aus, wenn man in ein fremdes Fach Einblick erlangen will, hier empfiehlt es sich durchaus eine Stage 1 Vorlesung zu belegen, um die Grundlagen kennenzulernen.

LEBEN NEBEN DER UNI

Natürlich wäre ein Auslandssemester kein Auslandssemester, wenn es nicht auch eine Möglichkeit gäbe, das Land zu erkunden und die Kultur kennenzulernen. An diesem Punkt sei gesagt, im Bereich der Freizeitgestaltung handelt es sich bei Neuseeland um ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Langeweile kommt dabei nur selten auf. Ich denke, es macht wenig Sinn, jetzt alle meine Erfahrungen hier zu nennen, da jeder verschiedene Interessen hat. Allerdings werde ich kurz von meinen Highlights erzählen. 

Zu Beginn meiner Zeit unternahm ich an einem Wochenende eine wunderschöne Wanderung. Ich fuhr in den Tongariro National Park und ging an zwei langen Tagen bei strahlend blauem Himmel den Tongariro Northern Circuit (52 km). Übernachtet habe ich in der Oturere Hut und habe dabei einen der schönsten Sternenhimmel meines Lebens gesehen. Mein absoluter Höhepunkt war allerdings eine weitere Wanderung, dieses Mal auf der Südinsel in der Nähe des Mt. Cook. Wir übernachteten auf der Mueller Hut, umgeben von Gletschern. Das besondere dabei war, dass gegen Abend ein Sturm aufzog. Die ganze Nacht über blitzte und donnerte es, aber die Stimmung in der Hütte war unbeschreiblich. Der Hüttenwart spielte Gitarre, während der Rest bei Kerzenlicht Karten spielte. Am nächsten Morgen lagen dann sogar ein paar Zentimeter Schnee. Ich würde sagen, bei dieser Wanderung handelt es sich noch um eine Art Geheimtipp und ich würde jedem empfehlen, der in der Gegend ist, die Chance zu nutzen und hoch zu wandern. 

Letzte tolle Erfahrung war ein Volunteering Wochenende auf Tiritiri Matangi, einem Vogelschutzreservat auf einer Insel. Dabei half ich mit, die Wege auf der Insel wieder auf Vordermann zu bringen, Fütterstationen nach zu füllen und dem Ranger bei allen sonstigen Aufgaben unter die Arme zu greifen. An diesem Wochenende lernte ich eine jede Menge über die dort ansässigen Vögel. Als Dank für die Hilfe, bekamen wir dann in der Nacht eine geführte Nachtwanderung, bei der wir neben Kiwibirds, auch Pinguine und biolumineszierendes Plankton sahen. Ein Wochenende das mir lange in guter Erinnerung bleiben wird! Ich denke aber trotzdem, jeder hat seine eigenen Vorlieben und Interessen und jeder wird nach einem Auslandssemester seine ganze eigene Geschichte mit Höhepunkten erzählen können.

WARUM ICH JEDEM EMPFEHLE EIN AUSLANDSSEMESTER ZU MACHEN

Es sind einfach unglaubliche Momente, die man niemals erleben wird, wenn man nur zu Hause bleibt. Meiner Meinung nach habe ich mich in dieser Zeit sehr stark entwickelt. Ich war zuvor noch nie solange, bzw. so weit von zu Hause weg und ich muss sagen es hat sich gelohnt. Hier habe ich so viele Erfahrungen gesammelt wie sonst noch nirgends. Ich könnte an dieser Stelle einfach nur weiter von meinen Erinnerungen an diese fantastische Zeit schwärmen. 

Was wäre somit meine Empfehlung an alle anderen, die daran denken ein Auslandssemester zu machen? Scheut nicht die Mühen und den Aufwand den es macht alles zu organisieren. Man wird dafür danach mit unglaublichen Erinnerungen an eine fantastische Zeit belohnt.


Auckland, 26. Juni 2014