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Erfahrungsbericht: Philipp Straub

Philipp Straub
„Stay alright and have a boss time!“

Auslandssemester im Master Bauingenieurwesen – Civil Engineering

Stadt

Jeder hat schon einmal von Liverpool gehört und das nicht ohne Grund. Zunächst denkt fast jeder erst einmal an die Beatles und an Fussball, aber Liverpool ist so eine wunderbare Stadt, die noch viel mehr zu bieten hat und vor Allem bei den Engländern selbst auch sehr beliebt ist. Dennoch ist die Stadt nicht zu groß, sodass vieles fußläufig erreichbar ist, was ich als Großstadtkind aus Berlin sehr genossen habe. Generell fokussiert sich das hauptsächliche Geschehen in der Stadt auf das Zentrum und die Docks, sodass der Rest der Stadt angenehm ruhig ist. Museen und Parks, die Docks und zwei wunderschöne Fussballstadien prägen das Stadtbild genauso sehr wie typisch englische endlose Reihenhaussiedlungen mit dem local Pub an der Ecke. Da im Norden Englands alles ein bisschen billiger ist als im Süden (keiner mag die southeners im Norden  ) sind die Preise für ein Pint feines Ale auch sehr erträglich, sodass man viele klassische englische Pubs abklappern und viele verschiedene Bierchen kosten kann.

Liverpool ist ein guter Ausgangspunkt für Trips ins englische und walisische Umland. Manchester ist eine dreiviertel Stunde entfernt, wenn man denn mal wieder Lust auf eine richtige Großstadt hat oder ein bisschen Groundhoppen möchte, der Lake District, die altehrwürdige Stadt Chester und Nordwales mit wunderschönen Landschaften sind recht nah und schnell erreichbar. Aber Achtung: Züge und public transport sind verhältnismäßig teuer in England, sodass man genug Geld einplanen sollte, wenn man viel herum kommen möchte.

Liverpool selbst ist von Berlin in knapp 2h erreichbar. Oder man fliegt nach Manchester und nimmt von dort einen Bus, der ungefähr eine Stunde nach Liverpool braucht. Buspreise in Liverpool summieren sich schnell, ich bin in meiner Zeit so viel gelaufen wie noch nie. Das meiste ist in 30 bis 45 Minuten Fußweg erreichbar, woran man sich schnell gewöhnt. Auch wenn wenige Engländer das Fahrrad als alltägliches Transportmittel benutzen, ist es sinnvoll sich ein Fahrrad anzuschaffen oder sich eins für ca. 40 Pfund das Semester bei der Uni auszuleihen.

Uni

Liverpool ist eine enorme Studentenstadt mit insgesamt vier Unis. Ich war an der University of Liverpool, die die größte ist. Der Campus liegt ca. 10 Minuten den Berg rauf von der Innenstadt und ist so, wie man sich einen englischen Campus vorstellt: Ein ganzes kleines Stadtviertel bestehend aus Unigebäuden. Eine bunte Mischung aus hübschen alten Backsteinbauten, hässlichen 70er Jahre Betonklötzen und modernen Gebäuden. Die Ausrüstung der Gebäude ist in Ordnung, aber auch nichts Überragendes.

Ich hatte fünf Module, die zusammen 52,5 englische Credits ergaben, was ich als Workload absolut in Ordnung fand. Zwei davon waren aus dem dritten und drei aus dem vierten Studienjahr. Ich muss leider sagen, dass ich mir von den Modulen etwas mehr erhofft hatte. Mir gingen die Themen teilweise nicht genug in die Tiefe und vieles war für mich Wiederholung aus dem Bachelor. Allerdings war ich mit meinem Studium in Deutschland auch schon sehr weit fortgeschritten und muss jetzt nur noch meine Masterarbeit schreiben. Daher sind die Module nicht per se schlecht, ich rate nur davon ab dieses Auslandssemester am Ende des Masters zu machen. Als fast fertiger Bachelorstudent kann man dann auch getrost Module aus dem vierten (englisches Masterjahr) machen. Deutsche Masterstudiengänge scheinen mir etwas spezialisierter zu sein.

Die Professoren und der Support der Uni sind super, mit zwei Professoren sind wir auch mal in einen Pub gegangen und viele Professoren kennen auch viele Studenten (so war es in den drei Mastermodulen). Die Kurse des Dritten Jahres sind wesentlich größer (mehr als 50), da ist es dann etwas anonymer. Weil Liverpool die zweitgrößte Chinesische Gemeinde in England nach London hat, studieren auch sehr viele Asiaten in Liverpool. Dennoch kann man schnell neue englische Leute in der Uni kennen lernen. Zudem stellen sich am Anfang des Semesters viele societies vor, wo man mindestens einer beitreten sollte. Ich habe beim Handballteam mitgespielt, welches regelmäßig trainiert aber auch regelmäßige zusammen feiern geht. Insgesamt hatten wir vier Turniere in anderen Städten gegen andere englische Unis, was auch immer eine ganze Menge Spaß gebracht hat. Mit Kommilitonen, Handballleuten und meinen Mitbewohnern kam ich auf drei Freundeskreise, was sehr cool war.

Wohnen in Liverpool

Jedem exchange student ist ein Platz in einem der university halls garantiert, was die Wohnungssuche stark verkürzen kann. Man registriert sich auf der Seite, und kann dann mehrere Wünsche angeben. Ich habe im Tudor Close gewohnt: 15 Wohnungen in kleineren Häusern auf dem Campus mit einem kleinen Innenhof. In jeder Wohnung wohnen fünf bis sieben Studenten, von denen in jedem Haus mindestens ein Engländer, der im Semester zuvor ins Ausland gegangen war, wohnt. Die meisten anderen Studenten sind auch exchange students. Hier habe ich 120 Pfund die Woche gerne bezahlt, da ich mich um nichts weiter kümmern musste. Wir hatten eine große Küche, haben uns drei Bäder geteilt, die Zimmer waren dafür recht klein. Durch den Innenhof hatten wir aber eine gute Gemeinde über alle Häuser hinweg, sodass man öfters zusammenkam, um gemeinsam Zeit zu verbringen. Manche meiner Freunde hatten allerdings nicht so Glück gehabt und waren in anderen Halls untergebracht, die noch teurer waren, wo aber das Zusammenleben in den flats tendenziell anonymer war. Zudem kam die Zusage für den Wohnheimsplatz sehr, sehr spät – circa 14 Tage bevor ich nach Liverpool geflogen bin.

Obwohl Liverpool sehr viele Studenten hat, gibt es keinen wirklichen Wohnungsnotstand. Viele Studenten wohnen in kleineren Häusern in WGs 10 Minuten bis 30/45 Minuten vom Campus entfernt. Es sollte also kein Problem sein, Wohnungen zu finden, allerdings ist es sehr sinnvoll in einer WG zu wohnen, sodass man mögliche WGs über das Internet oder Skype finden muss. Wer die Zeit und Muße dafür hat, sollte das ernsthaft überlegen, da man auf dem freien Wohnungsmarkt Mietpreise von 80 bis 90 Pfund die Woche erreichen kann. Aber Achtung: Wenn Ihr jeden Tag den Bus nehmen müsst, um in die Uni zu kommen, oder das Taxi, um nach dem Feiern in der Stadt nach Hause zu kommen, summiert sich das auch auf (1,80 GBP pro Fahrtrichtung).

Fazit

Ich habe meine Zeit in Liverpool definitiv genossen und kann es nur weiter empfehlen! Die Stadt bietet Vieles, die Uni hatte für mich genau die richtige Ausgewogenheit zwischen freier und für die Uni benötigter Zeit und ich habe eine Menge neuer interessanter Leute kennen gelernt. Wer nicht nach London sondern in eine richtige englische Stadt möchte, dennoch aber nicht in eine Kleinstadt möchte, in der wenig los ist, der sollte nach Liverpool! Liverpool is boss! Wenn Ihr noch Fragen habt, dann meldet Euch ruhig bei IEC oder mir :)

Sunset am Pier Head