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Erfahrungsbericht: Arakel Murad

Arakel Murad
„Mein Erfahrungsbericht während des Auslandssemesters an der San José State University in der Zeit von Aug bis Dez 2017.“

 

Für meinen Auslandsaufenthalt entschied ich mich primär aufgrund der hohen Anforderungen der Arbeitgeber hierzulande. Ich wollte durch meine Auslandserfahrung und meine verbesserten Englischkenntnisse aus der breiten Masse der Uniabsolventen herausstechen. Auch wollte ich ein letztes Mal die Chance ergreifen, in einem Land meiner Wahl zu studieren, eine neue Kultur kennen lernen und ein stückweit meine Persönlichkeit weiterentwickeln.

Nach langem Überlegen hat sich aufgrund persönlicher Präferenzen lediglich ein Auslandssemester in den USA als vielversprechend erwiesen. Grund dafür war schlicht und ergreifend, dass ich während meines Auslandssemesters nur Kurse aus dem Bereich der BWL & VWL belegen wollte und diese angebotenen Kurse in der Regel ohne größere Anstrengungen von den Professoren an der HHU anerkannt werden. Aufgrund meines Studienschwerpunktes im Bereich des Entrepreneurships fiel die Entscheidung – die „richtige“ Hochschule auszuwählen – relativ leicht und ich wählte die San José State University. Die SJSU gehört meines Wissens nach zu den größten Hochschulen in der Bay Area. Nebenbei handelt es sich bei der Stadt San José um die größte Stadt im Silicon Valley und zugleich um die drittgrößte Stadt in Kalifornien (man mag es kaum glauben, aber San José hat als Millionenstadt wesentlich mehr Einwohner als San Francisco).

 

Vorbereitung:

Doch zunächst zu der Vorbereitung: wie bei den meisten schönen Dingen im Leben, geht auch hier nichts ohne die nötige Bürokratie. Also habe ich mich zunächst damit befasst, alle notwendigen Formulare auszufüllen und fristgerecht an der SJSU einzureichen. Mein Auslandssemester habe ich mit der Hilfe von IEC organisiert. Der Support war einfach super und ich würde es jedem sehr weiterempfehlen, diesen Service in Anspruch zu nehmen (die Dienstleistung ist völlig kostenlos). Auch sollte möglichst frühzeitig damit begonnen werden, die obligatorischen Anträge für das US-Visum auszufüllen.

Nach der schriftlichen Studienplatzbestätigung für die US-Hochschule und dem offiziellen Erhalt meines US-Visums, habe ich meinen Flug gebucht. Das einzig wirklich unangenehme an der Vorbereitungszeit, war die Wohnungssuche. Es ist unglaublich schwierig im Silicon Valley einen bezahlbaren Wohnraum zu finden. Nach etlichen Wohnungsanfragen via Email und stundenlanger Suche auf Seiten wie z.B. craigslist.com und anderen, habe ich mit großem Glück ein Zimmer über airbnb.com in Uni Nähe gefunden (zwei Tage vor meinem Abflugdatum). Für das ca. 18 qm große Zimmer habe ich monatlich ca. 1000 $ bezahlt (dies ist ein noch recht akzeptabler Preis).

Somit ging es für mich dann endlich am 10. August auf direktem Wege von Düsseldorf nach San Francisco. Nach ca. 14 Stunden Flugzeit und gefühlten weiteren 2 Stunden des Anstehens in der Schlange der Homeland Security durfte ich endlich meinen Koffer entgegennehmen. Ich rate wirklich jedem, sich im Anschluss eine Fahrt via Uber zu organisieren. Die Fahrt vom Flughafen in San Francisco nach San José kostet in etwa 40 - 50 $. Auch empfehle ich es jedem mindestens eine Woche vor Semesterbeginn vor Ort zu sein, da man so genügend Zeit hat, alle wichtigen Erledigungen in Ruhe anzugehen und bereits erste Kontakte mit anderen internationalen Studenten knüpfen zu können. Glaubt es mir, die Uni beginnt in der ersten Woche als wäre es die letzte (ich musste bereits am vierten Tag des Semesters mein erstes Quiz absolvieren).

Bay Area und San José:

Die Bay Area ist im Vergleich zu anderen Regionen Kaliforniens wirklich sehr schön. In der näheren Umgebung gibt es viele Nationalparks für Naturfreunde (Yosemite kann ich wirklich jedem empfehlen) als auch Großstädte wie z.B. San Francisco & Oakland (auch Los Angeles ist in wenigen Fahrstunden zu erreichen). San José als Stadt hat leider nicht wirklich viel zu bieten. Es ist überwiegend eine Arbeiter- bzw. Pendlerstadt und unter der Woche ist nach 20 Uhr nicht mehr wirklich viel los auf den Straßen; dies merkt man sogar auf dem Campus. Wer also die wilde Partyhochschule sucht, ist hier definitiv falsch. Der nächstgelegene Strand befindet sich in Santa Cruz und ist etwas mehr als eine Stunde mit dem Bus entfernt. Um meine Freizeit in den ersten Wochen möglichst flexibel gestalten zu können und möglichst viel zu erkunden, habe ich mir bei Walmart ein Fahrrad gekauft (gibt es bereits ab 120 $) und bin nahezu jedes Wochenende in die Berge gefahren (ich empfehle die Berge in East San José – Alum Rock). Die Bay Area ist landesweit für ihre ethnische Vielfalt bekannt und ich lege es somit jedem ans Herz, bei einem etwaigen Aufenthalt an der SJSU die Chance zu nutzen, so viele Kulturen wie möglich kennen zu lernen. Auch finden etliche Start Up Events in der näheren Umgebung statt. Wer also im Bereich des Entrepreneurship aktiv ist, wird hier voll und ganz auf seine Kosten kommen und eventuell den ein oder anderen wertvollen Kontakt knüpfen können. Ein weiterer Punkt ist die enorm hohe Dichte an namenhaften Unternehmen aus den Bereichen IT, Biotech, Investment, und sogar der Automobilbranche in der gesamten Region. Auch finden an der SJSU und dem restlichen Silicon Valley regelmäßig Karriereevents statt, die meiner Meinung nach sehr lohnenswert sind.

Doch wie in jeder anderen Region auf der Welt hat auch die Bay Area Ihre Schattenseiten. So war ich wirklich negativ über eine hohe Obdachlosigkeit überrascht. Auch in San Francisco – für mich die schönste Stadt in Kalifornien – überstieg die Zahl der Obdachlosen bei weitem meinen Vorstellungen. Allerdings handelt es sich hierbei um ein amerikanisches Phänomen und der sehr ausgeprägte Neokapitalismus in den USA hat das Erscheinungsbild vieler Städte dahingehen verändert.

 

Universität:

Die San José State University ist wie bereits im Vorfeld erwähnt keine wirkliche Campusuni, obwohl auf dem Hochschulgelände Wohnanlagen vorhanden sind. Nahezu alle Kommilitonen der SJSU die ich kennen lernen durfte, haben neben der Uni bis zu 30 Wochenstunden gearbeitet und leben zum Großteil nicht auf dem Campus. Ähnlich verhält es sich auch mit den Professoren, die neben der Professur einer weiteren Tätigkeit nachgehen. Dementsprechend fällt meiner Meinung nach auch die Qualität der Lehre mittelmäßig aus, da man den Professoren ihre fehlende Zeit für die Vorbereitung der Vorlesungen oder der Skripte anmerkt. Allerdings muss ich hier hinzufügen, dass es wirklich stark von dem jeweiligen Professor abhängig ist. Viele meiner Freunde haben mir aus ihren Kursen berichtet, die qualitativ wirklich gut und lehrreich gewesen sind, da die Professoren mit vielen Praxisbeispielen die Theorie greifbarer gemacht haben.

Um die Auflagen des Visums zu erfüllen, müssen Kurse mit einer Gewichtung von mind. 12 Units – dies entspricht in etwa 24 ECTS – belegt werden. Bei mir haben sich somit fünf Kurse ergeben, von denen ich drei weiterempfehlen kann (International Economics, Introduction to Entrepreneurship & Entrepreneurial Finance). Der Arbeitsaufwand war jedoch in allen Kursen relativ hoch. Ich musste wirklich jede Woche mind. drei Quizze absolvieren und kam zusätzlich am Ende des Semesters auf 14 Midterms, fünf Finals, sechs Präsentationen, zwei Gruppenprojekte, eine Studienarbeit und unzählige Hausaufgaben die fristgerecht hochgeladen werden mussten. Das Pensum ist quantitativ betrachtet wirklich anspruchsvoll und es muss stetig mitgearbeitet werden. Jedoch ist der intellektuelle Anspruch der geforderten Hausaufgaben nicht sehr hoch, sodass jeder der adäquat mitarbeitet auch mit einer sehr guten Note rechnen kann.

Der Campus der SJSU ist wirklich sehr schön und auch nicht so riesig, sodass alle Gebäude auf dem Campus fußläufig in wenigen Minuten zu erreichen sind. Auf dem Campus gibt es meiner Meinung nach ausreichend Essensmöglichkeiten, welche aber etwas überteuert sind. Allerdings findet man in direkter Nachbarschaft zu dem Campus etliche Alternativen die zu fairen Konditionen satt machen. Die Bibliothek der SJSU ist sehr gut ausgestattet und es können sogar MacBooks ausgeliehen werden. Auch ist die Bibliothek während des Semesters von Montag bis Donnerstag rund um die Uhr geöffnet, sodass auch die Nachtlerner unter uns voll auf ihre Kosten kommen. Leider hatte ich nicht das Glück, dass noch im Bau befindliche Sportcenter sehen zu können. Wenn man der Bauzeichnung Glauben schenken darf, wird es ein schöner Gebäudekomplex werden, welcher unter anderem ein neues Schwimmbad, Wellnessbereiche und einen großen Kraftraum beinhaltet. Wie an jeder anderen Uni in den USA steht auch hier der Sport im Mittelpunkt und das Angebot ist wirklich gut und breit gefächert.

Ein kleiner, aber brandheißer Tipp von mir: die Stanford University befindet sich mit dem Auto lediglich 30 min von der SJSU entfernt und bietet on-campus Kurse an (Stanford Continuing). Die Kurse kann man sich in etwa wie eine Abendschule vorstellen, sind aber unglaublich gut. Es gab in meinem Kurs wirklich hochkarätige Gastvorträge und ich habe wirklich wertvolle Kontakte geknüpft. So war z.B. Japans jüngster Professor mein Sitznachbar und ein anderer Kursteilnehmer ein sehr erfolgreicher Gründer, der es sogar zu einem IPO geschafft hat. Die Preise der jeweiligen Kurse variieren jedoch und ich habe für meinen Kurs ca. 600 $ bezahlt, den ich mir jedoch an der HHU anrechnen lassen konnte.

Fazit:

Das Auslandssemester an der SJSU war für mich eine sehr lohnende Entscheidung. Ich habe dort sehr gute Freundschaften geschlossen, meinen Horizont erweitert und definitiv eine sehr schöne Zeit gehabt. Die Menschen in Kalifornien sind wirklich sehr freundlich und das Wetter ist einfach super (es war der mit Abstand längste Sommer meines Lebens).

Allerdings rate ich jedem sich im Vorfeld über seine Ziele im Klaren zu sein. Wer ein entspanntes Semester mit unendlich viel Freizeit zum Reisen oder etliche Partys erwartet ist an der SJSU definitiv falsch. Vielmehr eignet sich die SJSU für diejenigen unter uns, die das Auslandssemester dahingehend nutzen möchten, auch im Ausland weiter an ihrer Karriere zu arbeiten.