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Erfahrungsbericht: Angelique Pershon

Angelique Pershon
„Der blau-goldene Staat Kalifornien - Studieren unter der Sonne!“

Planung

Vor Beginn des Auslandsaufenthaltes habe ich erwartet eine Vertiefung im Fach Psychoneuropharmakologie erlangen zu können oder mich im Rahmen eines Neuroscience Moduls vertiefend mit der Thematik zu beschäftigen, um heraus zu finden, ob dies eine potenzielle Fachrichtig ist, in die ich mich im anschließenden Master spezialisieren möchte. Zudem habe ich erwartet, mich über meinen fachlichen Horizont hinaus mit einem eher geisteswissenschaftlichen Fach im Bereich Anthropologie zu beschäftigen. Zudem war es mir zu Beginn sehr wichtig, dass ich die amerikanische Wissenschaftskultur im internationalen Bereich der Psychologie kennen lerne, aber gleichzeitig eine gute Betreuung durch die Lehrveranstaltungen und durch die Lehrenden erhalten kann. Mir war es außerdem wichtig, nicht an einer riesigen Universität zu sein, an der der Lehrende seine Studierenden nicht kennt oder der Informationsfluss nicht all zu hoch sein kann aufgrund der massigen Anzahl an Studierenden pro Lehrveranstaltung. Meine wichtigste Erwartung allerdings war es, dass ich das wissenschaftliche englische Schreiben üben kann und sowohl mein Englisch in Wort und Schrift verbessern kann. Ich habe zudem nach einem stärkeren interdisziplinäreren Ansatz des Faches Psychologie gesucht.

Ich habe mich für das Zielland der United States of America entschieden, da genau dieses Land noch stärker von der Mental Health Crisis betroffen ist als Deutschland beispielsweise. Da auch die Werbung von verschreibungspflichtigen Psychopharmaka in dem Land nicht illegal ist, wie es eben in Deutschland der Fall ist, war ich neugierig, ob es Auswüchse des stark kapitalistischen Staates sind oder ob es sogar notwendig ist, dem Laienpublikum in dem Fall Möglichkeiten durch Werbung aufzuzeigen. Zudem hat mich interessiert warum psychische Erkrankungen gerade in den USA zu einem zunehmenden Problem werden und was genau in einer noch stärker westlich geprägten Region die Probleme der Gesellschaft sind, um mein Weltbild mehr herauszuarbeiten. Gleichermaßen war mir bewusst, dass die USA ein Einwandererstaat ist und daher reich an verschiedenen Kulturen und Nationen ist. Das fand ich auf meinem Weg bisher schon immer bereichernd und interessant.

Da die Universität zu Lübeck nur im europäischen Ausland Partneruniversitäten hat, habe ich den Auslandsaufenthalt als Freemover organisiert und habe mich auf Websites von Agenturen umgesehen, die mehr Partneruniversitäten im außereuropäischen Raum bieten. Dabei habe ich bei IEC Online GmbH und Magoo International nach einer Partneruniversität gesucht, die Fächer im Bereich Neuroscience, Psychoneuropharmakologie und im besten Fall im wahlfachübergreifenden Bereich medizinischer Anthropologie bietet. Die Wahl ist dann auf IEC Online GmbH gefallen. Zudem habe ich eine Universität Nähe der Küste gesucht, um Hobbies und den Ausgleich zum Studium nicht zu vergessen. Meine Wahl ist dann auf die California State University in San Marcos gefallen.

Bei Fragen rund um meine Bewerbung und meinen Auslandsaufenthalt konnte ich mich an das America Team von IEC Online GmbH wenden ([email protected]). Zudem habe ich mir versucht durch das International Office der Universität zu Lübeck Informationen einzuholen und ebenso durch meine Studiengangsleitung.

Ich wurde mithilfe einer Auslandsförderung von dem Studienförderwerk Klaus Murmann der Stiftung der Deutschen Wirtschaft (sdw) und einem zusätzlichen Teil-Stipendium der Universität zu Lübeck gefördert. Vorher gilt es für beide Parteien zu klären, ob sich so eine Förderung ausschließt. Das war in meinem Fall nicht so.

Im 5. Fachsemester verlief mein Auslandsaufenthalt studienintegriert. Ich konnte mir alle belegten Fächer anrechnen lassen. Allerdings konnte ich zwei noch wichtige Pflichtmodule im 5. Semester dort nicht belegen, weshalb ich diese nun im 7. Semester nachhole.

Vorbereitung

Die kulturelle Vorbereitung bestand aus dem Lesen von vielen Artikeln. Im zweiten Semester meines Studiums hatte ich zudem einen zusätzlichen Kommunikationskurs in Englisch gemacht, da mir die sprachliche Anwendung aus dem Abitur nicht ausreichte. Da ich in meinem Alltag mit dem Lesen von wissenschaftlichen Artikeln, Büchern oder anderen Medien schon gut auf die englische Sprache vorbereitet war, musste ich keinen zusätzlichen Sprachkurs belegen. Ich habe dann eine Sprachprüfung am International Office meiner Universität belegt, sodass ich ein Sprachzertifikat vom DAAD bekam, welches für meine Bewerbung an der California State University San Marcos ausreichend war.

Zudem habe ich viele kulturelle Fragen an die Mitarbeiter von IEC Online GmbH vom Team America gestellt ([email protected]). Zu dem Zeitpunkt waren die Menschen aus dem Team meine wichtigsten Kontaktpersonen. Bei der Vorbereitung waren zudem meine Studiengangskoordination ([email protected]) und die Ansprechpartnerin für Outgoing students im International Office der Universität zu Lübeck ([email protected]) wichtige Kontaktpersonen. Zudem waren studentische Berater vom American Language & Culture Institute ([email protected]) wichtige Partner.

Für die Bewerbung an einer amerikanischen Universität benötigt man ein financial statement in Höhe von 14.350 USD, sodass dies auch bei der Bewerbung des Visums eine Rolle spielt. Denn ein Visum lässt sich nur nach Erhalt der Studienplatzannahme beantragen. Bei der Studienplatzannahme erhält man ein F-1 Dokument von der entsprechenden Universität. Ein F-1 Visa kann mindestens 120 Tage vor dem Start des Semesters im Ausland von den Behörden ausgestellt werden. Die U.S. Behörden in Deutschland empfehlen die Beantragung des Studentenvisums mindestens 6 bis 8 Wochen vor der geplanten Abreise. Es beginnt damit, dass zuerst ein Antragsformular DS-160 für ein Nicht-Einwanderungsvisum online ausgefüllt werden muss (https://ceac.state.gov/genniv/). Dafür ist ein Foto mit passenden Maßen, die SEVIS-Gebühren und die Visa-Antragsgebühren wichtig. Danach wird ein persönlicher Interviewtermin in der US-Vertretung in Berlin, dem Generalkonsulat in Frankfurt oder dem Konsulat in München vereinbart. Nach positiver Bestätigung des Antrages dauert es folglich 7 bis 10 Tage bis das Visa die Heimadresse erreicht. Mit dem F-1 Visum dürfen internationale Studierende auf dem Campus arbeiten. Wichtig ist, dass man als Bachelorstudent vier Kurse im Umfang von 12 Credits (in Deutschland sind das ca. 24 ECTS) belegen muss, um sein Aufenthaltsrecht aufrecht zu erhalten.

Es gab verschiedene Versionen einer Unterkunft. Ich habe mich für die Off-Campus-Version entschieden und habe mich auf den Seiten der Universität nach Wohnungsangeboten umgeschaut und bin dort auf viele Angebote gestoßen, die fußläufig von der Universität entfernt waren (https://csusm.och101.com/). Dort hatte ich ein eigenes Zimmer in einem Haus eines jungen Paares, welches ebenso zwei weitere Studierende zur Untermiete hatte.

Vor Abreise war es zudem noch wichtig mit meiner Studiengangsleitung ein learning agreement zu vereinbaren.

Ich habe Auslandskrankenversicherungen verglichen und habe mich für die Krankenversicherung Premium Outgoing Weltweit inkl. USA/Kanada und die Sachversicherung Kompakt Basis Outgoing von der HanseMerkur Reiseversicherung AG entschieden.

 

Situation am Ort

Nach Ankunft hat eine Woche vor dem offiziellem Semesterstart eine Orientierungswoche stattgefunden, bei der ein Study Check-In stattgefunden hat. Des Weiteren wurden verschiedene Vorträge zu den Themen kulturelle Adaption und der allgemeinen Erfahrung eines Auslandssemesters an der California State University San Marcos gehalten. Das American Language & Culture Institute hat zudem darüber informiert, wie Kurse gecrasht werden können während einer Add/Drop-Phase in den ersten zwei Wochen nach Studienbeginn. Alle international Studierenden haben akademische Informationen und Wissenswertes bzgl. des Campuslebens bekommen. Zusätzlich gab es eine Einführung in alle technischen Ressourcen und es wurde ein Quiz (Selfie Scavenger Hunt) gespielt, um den Campus zu erkunden.

Einführungswoche, CSUSM

Wenn ich fachliche Fragen hatte, konnte ich mich stets per E-Mail oder während der Office hours an die Lehrenden wenden und diese haben meist zuverlässig geantwortet. Fragen zum Tukwut Leadership Circle oder zum UNESCO M:Power Mural Project hat das Zentrum Student Life & Leadership beantwortet. Fragen rund um die Karriereplanung hat das Career Center der Universität beantwortet. Wenn sich in der Zwischenzeit allgemeine Fragen zum Studium entwickelt haben, war das American Language & Culture Institute immer ansprechbar.

Da in Amerika keine Kurssicherheit besteht und ebenso die international Studierenden nach den heimischen Studierenden die Kurse wählen dürfen, habe ich nicht alle Kurse bekommen, die ich mir ursprünglich gewünscht hatte. Zudem war es bis kurz vor Beginn noch nicht ganz ersichtlich, welche Kurse in dem Semester nun wirklich angeboten werden können. Leider gab es dann seit 2014 den Kurs Psychoneuropharmakologie nicht mehr. Allerdings wurde dieser noch auf der Website ohne weitere Hinweise aufgeführt. Daher konnte ich diesen Einblick nicht gewinnen. Allerdings haben zwei meiner anderen Wünsche funktioniert. Ich konnte den Kurs Culture & Medicine: Healers and healing practices im Fachbereich medizinischer Anthropologie und den Kurs Laboratory in Behavioral Neuroscience belegen. Meine weiteren beiden Wahlfächer im psychologischen Fachbereich waren group dynamics und Human Sexuality. Zusätzlich habe ich einen fünften wahlfachübergreifenden Kurs Vocal Ensemble aus dem Fachbereich Musik wählen können.  

Da das Studieren auf einer zweiten Sprache zeitintensiver ist im Vergleich zur Muttersprache, habe ich in Zeiten mit mehr Aufgaben (gerade zu Zeiten der Midterms) deutliche Abstriche bzgl. freiwilligem und persönlichem Engagement machen müssen. Es war notwendig meine Zeit noch besser zu managen. Die geringe Verbindlichkeit zwischen Studierenden war für mich anfangs gerade bei Gruppenarbeiten ein Problem. Nachdem mir dies aufgefallen ist, habe ich es angesprochen und habe auch dabei realisiert, dass Amerikaner im Schnitt eher wenig negative und konstruktive Kritik vertragen. Mit mehr Erklärung und Elaboration ließ sich das Problem jedoch klären.

Die Lebenshaltungskosten waren recht hoch. Die Miete hat ca. 870 € gekostet und für Dinge des täglichen Bedarfs inkl. Lebensmittel & Hygieneartikel habe ich ca. 180 bis 220 € monatlich ausgegeben. Hinzu kamen die Kosten für Transport. Anfangs habe ich versucht ein Rad zu nutzen, um innerhalb von San Marcos und Umgebung verschiedene Orte zu erreichen. Dies ist aus meiner Sicht allerdings nur bedingt zu empfehlen, da die Fahrradstreifen sehr schmal sind, die Strecken oft ungereinigt sind, sodass die Gefahr von Löchern im Reifen/Mantel höher ist und die Region ist sehr bergig. Daher bin ich nach einiger Zeit auf den Fußweg zur Universität und auf Lyft Fahrten für weitere Distanzen umgestiegen. Public Transport ist in der Region nicht übermäßig gut ausgestattet. Es gibt allerdings einen Sprinter der bis nach Oceanside fährt.

Erster Lauf in der Natur, San Marcos

Es gab ein Gym, welches Teil des Campus war. Dort gab es ebenso Sportkurse, wie z.B. Yoga oder Core Strength. Es gab ebenso die Möglichkeit sich im Teamsport einzubringen. Zusätzlich gab es über das Campus Recreation Center die Möglichkeit an Wochenenden die umliegende Natur zu erkunden, wie z.B. Big Sur oder Sequoia National Park. Dafür war eine schnelle Anmeldung zu Beginn des Semesters notwendig. Einmal die Woche habe ich mich mit amerikanischen Freunden auf dem Campus zum Slacklining getroffen und in der Nähe der Universität gab es ein Cross Fit Center, indem ich mich hin und wieder mit Freunden für eine Trainingssession getroffen habe. In umliegender Umgebung gab es ebenso Kletter- bzw. Boulderhallen. Ansonsten habe ich in meiner Freizeit an Wochenenden ehrenamtlich bei einem UNESCO M:Power Mural Project ausgeholfen. Dort haben wir Bilder für eine Friedensbewegung zusammen mit Menschen mit Handicaps gezeichnet. Zudem habe ich eine Pferdefarm besucht, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Veteranen mit Posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) ein alternatives Therapiekonzept anzubieten. Regelmäßig über das Semester verteilt habe ich ebenso an Beach clean ups der Environmental Stewards Association teilgenommen. Es gab noch weitere Dinge, die ich in meiner Freizeit unternommen habe, denn der Campus bietet einem viele Möglichkeiten.

Erster Eindruck vom Campus, CSUSM

Bei all den Aktionen in meiner Freizeit, durch die Events vom American Language & Culture Institute, durch die Programmpunkte des Tukwut Leadership Circles, durch das UNESCO M:Power Mural Project oder durch die International Friday Nights habe ich viele Amerikaner & international Studierende kennenlernen können.

Situation nach Rückkehr

Es gab soweit keine Probleme mit der Anerkennung meiner Studienleistungen im Ausland. In einem der Fächer muss ich für die Anerkennung allerdings noch eine Äquivalenzleistung absolvieren. Dies ist aber unkompliziert mit dem Modulverantwortlichen und der Studiengangkoordination zu besprechen.

Der Auslandsaufenthalt hat auf vielerlei Ebenen einen Effekt auf mein weiteres Studium. Da ich dort viele längere Paper im Fachbereich Anthropologie schreiben musste, habe ich herausgefunden, dass ich Spaß daran habe, Literaturarbeiten zu schreiben. Durch den Einblick in verschiedene Weltsichten hat das Modul meine Perspektive auf unser westliches wissenschaftliches ,,Glaubenskonstrukt‘‘ ein wenig ins Wanken gebracht und ich sehe Wissenschaft ein wenig kritischer. Nicht nur durch das Modul, sondern auch der Kontakt mit anderen Studierenden aus den verschiedensten Nationen, hat es mir ermöglicht, ein besseres Verständnis und Einfühlungsvermögen für andere Kulturen zu entwickeln. Durch die unmittelbare Nähe zur mexikanischen Grenze habe ich zwischenzeitlich versucht, mein Spanisch aufzufrischen und habe mir dies ebenso als Zukunftsziel vorgenommen.

Ich weiß nun, dass ich in meinem späteren Beruf unbedingt international arbeiten möchte und zudem habe ich mich für eine Literaturarbeit hinsichtlich meiner Bachelorarbeit entschieden. Durch die Gründerin des UNESCO M:Power Mural Project habe ich eine neue Austauschpartnerin gefunden, die ich bei Fragen rund um die Internationale Arbeit fragen kann. Ich habe mir zudem vorgenommen in meinem täglichen Ehrenamt in Deutschland mich eher mit internationalen Fragen zu beschäftigen. Durch den Einblick des Faches medizinischer Anthropologie bin ich dem Feld Integrativer Medizin offener gegenüber geworden und mein Interesse für unterschiedlichste medizinische Systeme in anderen Ländern ist gewachsen.

Ich würde einige Dinge anders machen, wenn ich den Auslandsaufenthalt erneut planen könnte. Zeitlich war ich mit allem meist rechtzeitig. Bei der Wahl einer Universität würde ich mich allerdings das nächste Mal für eine eher internationalere Universität entscheiden. Ich hätte mir einen größeren Anteil an international Studierenden gewünscht. Ich würde mit mehreren Studierenden vorab sprechen, die an dieser Universität studiert haben und Ihnen sagen, was genau mir wichtig wäre für eine Universität und ob dies ihrer Meinung nach dort vorhanden ist.